Finanzielles Wissen ist wichtig

Heute startet der Trierische Volksfreund auf seiner Familienseite eine vierteilige Serie zur ökonomischen Bildung von Kindern. Darin geht es um Geld-Erziehung durch Schule und Elternhaus, den Umgang mit Taschengeld und frühe Verschuldung sowie rechtliche Fragen und das Verbraucherverhalten von Kindern und Jugendlichen.

Trier. Die steigende Zahl überschuldeter Haushalte macht deutlich, wie notwendig es ist, frühzeitig den Umgang mit Geld zu lernen. Wie Grundschulkinder spielerisch an das Thema herangeführt werden können, zeigt ein Pilotprojekt in Nordrhein-Westfalen. An dem Projekt "Moki - Money & Kids" haben im vergangenen Jahr 14 Ganztagsschulen teilgenommen. "Moki" schickt die Kinder zum Beispiel auf Entdeckungstour in den Supermarkt, wo sie lernen, Preise miteinander zu vergleichen. Oder sie gehen als Spardetektive zuhause auf die Suche nach Geldverschwendern wie unnötigem Stand-by-Betrieb von elektronischen Geräten.

Finanzkompetenz fachübergreifend vermitteln

Ein derartiges Projekt ist in Rheinland-Pfalz nicht geplant, heißt es aus dem Bildungsministerium. Es fehlt ein Partner. "Wenn ein Partner an uns herantreten würde, um solch ein Projekt mit uns durchzuführen, wären die Türen nicht verschlossen", sagt Wolf-Jürgen Karle, Sprecher des Ministeriums. Bislang gebe es Einzelprojekte in Zusammenarbeit mit Sparkasse, Bausparkasse, Verbraucherzentrale oder Volksbanken, die Experten in Ganztagsschulen schicken.

Ein Unterrichtsfach zur ökonomischen Bildung schließt das Ministerium aus: "Wenn wir alle Rufe nach neuen Unterrichtsfächern befriedigen würden, wären die Schüler 20 Stunden am Tag an der Schule und würden nur noch lernen."

Statt eines eigenen Faches ist vorgesehen, Finanzkompetenz fächerübergreifend zu lehren. So werde im Deutschunterricht beispielsweise die Vertragssprache unter die Lupe genommen und das Rechnerische in Mathe geübt. Andere Themenbereiche seien im Lehrplan für Sach- und Gemeinschaftskunde verankert.

Um den Schülern ökonomische Bildung vermitteln zu können, gibt es für Lehrer das Weiterbildungsprogramm "Ökonomie online". Bislang nehmen an diesem vorwiegend übers Internet angebotenen Kurs etwa 30 bis 40 Lehrer pro Jahr teil. Sie sollen die Inhalte in ihre Kollegien weitertragen.

Darüber hinaus hat das Bildungsministerium ein Handbuch mit Richtlinien zur ökonomischen Bildung herausgegeben, das als Materialsammlung für einen fächerübergreifenden Unterricht gedacht ist.

"Schule allein kann nicht alles richten", lautet das Fazit des Ministeriumssprechers. "Sehr viel wichtiger wäre, dass der Umgang mit Geld auch in den Elternhäusern thematisiert wird."

Der Finanzexperte Konrad Klar aus Wittlich warnt davor, das Thema an den Schulen zu vernachlässigen. "Geld-Erziehung ist in Deutschland leider noch ein Waisenkind. Der Umgang mit Geld sollte mit hoher Priorität als Bildungsauftrag in den Schulen vermittelt werden." Eine fundierte ökonomische Bildung sei eine wesentliche Voraussetzung zur Bewältigung privater und beruflicher Lebensphasen, so der Finanzplaner. "Finanzielles Wissen ist kein Luxus mehr, sondern es ist überlebenswichtig.

Das gesellschaftliche Umfeld ändert sich stark, die Eigenverantwortung zählt, die Methoden von gestern reichen nicht mehr aus", appelliert Klar. Er gibt zu bedenken, dass Kinder und Jugendliche als eine der stärksten Konsumentengruppen in Deutschland im Fadenkreuz von Marketingstrategien stehen. "Deshalb muss der sorgfältige Umgang mit Geld gewährleistet sein."

In den Familien sei das Thema Geld allerdings meist tabu, weil es als brisant gilt und viele Eltern damit überfordert sind, ihren Kindern Begriffe wie Börse oder wirtschaftliche Zusammenhänge zu erklären.

Lesen Sie auf der Familienseite am kommenden Samstag, was Eltern tun können, um ihren Kindern den Umgang mit Geld beizubringen.

hintergrund

Money&Kids-Projekt: Entwickelt hat das Pilotprojekt "Moki - Money & Kids" das Netzwerk Finanzkompetenz NRW. Ziel ist es, die Finanzkompetenzen bei Kindern zu stärken. Die Materialien zu Moki sind in einem Ordner zusammengefasst und kommen in der Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen zum Einsatz. Spielerisch und in mehreren aufeinander aufbauenden Modulen sollen die Kinder den verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen. Neben dem Ordner werden ergänzende Materialien wie Geldstempel, Liedtexte und Rollenspielkarten zum Thema mitgeliefert. Insgesamt sind es 21 Einheiten von je 45 bis 60 Minuten, die sich für ein Angebot in der offenen Ganztagsschule eignen. Das Moki-Materialpaket kann bei der Universität Paderborn bestellt werden. (sys)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort