Fortbildung im Olympiastadion

Andreas Golczuk hat ein persönliches Kennwort für elektronische Kniegelenke und kennt die Biegemomente von Karbon-Füßen. In den kommenden zwei Wochen hilft der Orthopädie-Techniker aus Traben-Trarbach den Handicap-Sportlern bei den Paralympics in Peking bei Problemen mit ihren Prothesen.

 Andreas Golczuk aus Traben-Trarbach repariert während der Paralympics in Peking die Prothesen der besten Handicap-Sportler der Welt. TV-Foto: Holger Teusch

Andreas Golczuk aus Traben-Trarbach repariert während der Paralympics in Peking die Prothesen der besten Handicap-Sportler der Welt. TV-Foto: Holger Teusch

Traben-Trarbach. Oskar Pistorius hat einen klaren Vorteil, sagt Andreas Golczuk. Der doppelt unterschenkel-amputierte 400-Meter-Läufer aus Südafrika versuchte, einen Startplatz für die Olympischen Spiele zu ergattern. Das misslang - und Golczuk bestätigt, dass Pistorius' Kunstfüße im Alltagsgebrauch vielleicht nicht mit den natürlichen mithalten können, auf der Laufbahn wegen der hohen Biegemomente aber einen klaren Vorteil bringen.

Gut möglich, dass Golczuk Pistorius' schnelle Füße in den nächsten Tagen auf die Werkbank bekommt. Der Traben-Trarbacher fliegt am Samstag nach Peking zu den Paralympics, den Olympischen Spielen der behinderten Sportler. Als Techniker im Team des Prothesen-Herstellers Otto Bock behebt Golczuk Probleme, die die Ersatzgliedmaßen machen können. "Das fängt mit kleinen Reparaturen bis zur Herstellung eines neuen Schafts an", erklärt er. Während Athleten wie Pistorius Hightech-Prothesen aus Karbon bis hin zum computergesteuerten künstlichen Kniegelenk verwenden, werden Sportler aus Entwicklungsländern wohl auch noch Aluminiumschafte verwenden. "Da kann es dann schon mal sein, dass wir über Nacht einen neuen Schaft hämmern", sagt Golczuk.

Als selbstständiger Orthopädie-Techniker-Meister ist der Traben-Trarbacher auf alle Eventualitäten vorbereitet. In der Zentralwerkstatt im Olympischen Dorf werden im Zwei-Schicht-Betrieb pro Person 90 Stunden während der elf Tage dauernden Paralympics gearbeitet. "Das wird die beste Fortbildung, die man sich vorstellen kann", glaubt Golczuk.

In die Mannschaft nachgerückt



Fortbilden musste sich Golczuk aber bereits, um überhaupt ins 130-köpfige, aus der ganzen Welt stammende Techniker-Team zu kommen. Auf Initiative eines Kollegen habe er sich beworben. Die regelmäßige Teilnahme an Seminaren, seine sportliche Vergangenheit als Mitglied der Karate-Reserve-Nationalmannschaft und nicht zuletzt ein Quäntchen Glück gaben den Ausschlag. "Ich hatte schon eine Absage, aber durch Krankheit fallen ja immer wieder welche aus", erklärt Golczuk, wie er einen der begehrten Nachrückerplätze ergatterte.Den Großteil seiner Zeit in Peking wird Golczuk in der Zentralwerkstatt verbringen. "Einen Außeneinsatz weiß ich aber schon: Beim Straßenradrennen sind wir mit einem Werkstattwagen auf der Strecke", erzählt er. Auch ein Einsatz im Olympiastadion sei denkbar. Dann ist es vielleicht der Moselaner, der Oskar Pistorius als schnellstem Menschen ohne Beine zum Sieg verhilft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort