FRAUEN-HANDBALL: Groß, ehrgeizig, willensstark

WITTLICH. Sie ist eine gute Leichtathletin, und auch im Handball auf einem viel versprechenden Weg: Marina Kils (18) von der HSG Wittlich, mehrfache Rheinlandmeisterin im Speerwerfen, kann beim Zweitligisten TuS Weibern weitere Erfahrung sammeln.

Jeder Mittwoch ist für sie besonders. Es ist der einzige Werktag der Woche, an dem Marina Kils am Abend keine Sporthalle von innen sieht. Die 18-jährige Rückraumspielerin streift das Trikot der HSG Wittlich in der Handball-Rheinland-Pfalz/Saar-Oberliga der Frauen über. Und nicht nur das. Seit kurzem verfügt sie über ein Zweitspielrecht beim Zweitligisten TuS Weibern. Das lässt die Freizeit der Zwölftklässlerin am Cusanus-Gymnasium Wittlich spärlich werden. Dienstags und donnerstags Training mit der HSG, montags und freitags Übungseinheiten beim TuS. Über Daun und am Nürburgring entlang fährt sie gen Hocheifel, hin und zurück etwa 160 Kilometer, Fahrzeit etwa eine Stunde pro Weg. Stress? Vielleicht zu viel Stress? "Ich bekomme Handball und Schule gut unter einen Hut, ich kann freitags oder samstags ausgehen, das reicht mir. Außerdem ist Handball für mich auch so etwas wie Entspannung", sagt sie.Ihr größter Gegner ist die Nervosität

Kils, die in Schwarzenborn lebt, begann mit zehn Jahren das Handballspielen. Wittlich bleibt sie bis heute treu, mit 16 bekam sie das Doppelspielrecht bei Jugendlichen und Erwachsenen. Zum Ende der vergangenen Saison zeigte die Formkurve der Pferdenärrin steil nach oben. Mit der A-Jugend der JSG GMH Wittlich stand sie im Finale um die südwestdeutsche Meisterschaft gegen Lützellinden, mit den Frauen, bei denen sie Kurzeinsätze verbuchte, schaffte sie den Sprung in die neue RPS-Liga. Ein Sprung, der sich bemerkbar macht: "Das Spiel in der RPS-Liga ist schneller, außerdem gibt es nun Gegner, die wir noch nicht kennen." Kils' größter Gegner scheint aber nicht Zweibrücken oder Mainz zu sein, sondern ihre Nervosität. "Ja, der Trainer meint, ich müsste mir mehr zutrauen", stimmt die Rechtshänderin zu. Auf den ersten Blick klingt es merkwürdig: Kils hat bei der HSG Wittlich zwar einen höheren Status als vergangene Saison, doch (noch) ist sie keine Stammkraft. Gleichzeitig eröffnet sich ihr jedoch durch das Zweitspielrecht in Weibern die Perspektive zweite Bundesliga. Für HSG-Trainer Norbert Stelmach ist das aber nur auf den ersten Blick ein Widerspruch. "Als A-Jugendliche muss sie sich erst langsam bei uns reinspielen. Aber sie ist sehr talentiert. Sie lernt immer mehr dazu. Höherklassig zu trainieren, wirkt sich positiv auf ihre Entwicklung aus. Sie soll alles ausprobieren, dann wird sich zeigen, ob sie die nötige Klasse hat." Weiberns Trainer Jan Reuland war Kils aus ihrer Zeit beim TuS-Fördertraining als B-Jugendliche im Kopf geblieben. Im Sommer dieses Jahres bot er ihr ein Probetraining an. Sie überzeugte. Reuland: "Sie ist groß, ehrgeizig und willensstark. Wir wollen sie behutsam fördern. Ob sie eine Chance hat, Bundesliga zu spielen, wird man frühestens in einem Jahr sehen." Dass sie für Weibern diese Saison spielen wird, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn Reuland zum Ende hin Kurzeinsätze nicht ausschließen mag. Doch schon jetzt hat die Gymnasiastin von den Doppel-Trainingsschichten profitiert. Das Tempo im TuS-Training ist nochmal höher und körperbetonter als bei den HSG-Frauen. "Ich habe konditionell zugelegt, auch im Bereich der Kraft. Ich gewöhne mich mehr an Tempo und Härte", sagt Kils. Fortschritte macht auch Stelmach aus: "Sie ist robuster geworden." Wenn sie in Zukunft Klasse unter Beweis stellen kann, würde Kils einem späteren Engagement in der zweiten oder vielleicht gar ersten Liga nicht abgeneigt sein. Parallel zu einem Beruf. Kils will Sport- und Biologielehrerin werden. Um ihrem sportlichen Ziel näher zu kommen, hat sie ihre Leichtathletik-Karriere beendet. "Das hat mir schon Leid getan, aber beides ist nicht machbar", sagt die mehrfache Jugend-Rheinlandmeisterin im Speerwerfen.

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