Freude über EM-Silber überwiegt

Was sich kurios anhört, findet eine logische Begründung: Jannik Engel lief bei der U20-EM zwar nicht im 4x400-Meter-Finale, ist wegen seines Einsatzes im Vorlauf aber trotzdem Junioren-Vizeeuropameister.

 Jannik Engel vom PSV Wengerohr hat die Silbermedaille gewonnen. TV-Foto: Holger Teusch

Jannik Engel vom PSV Wengerohr hat die Silbermedaille gewonnen. TV-Foto: Holger Teusch

Hengelo/Wittlich. (teu) Die Entscheidung von DLV-Disziplintrainer Marco Kleinsteuber, Jannik Engel nicht im Finale einzusetzen, drückte bei Michael Grüber auf die Stimmung. "Mir persönlich hat es erst mal die Laune verdorben", sagt der Leichtathletik-Abteilungsleiter des PSV Wengerohr. Zusammen mit Engels Trainer Bernd Ruff war Grüber ins niederländische Hengelo gereist, um "seinen" Vorzeigesportler im Endlauf zu sehen. Dass Engel nicht laufen sollte, war eine riesige Enttäuschung."Die Konkurrenz war sehr stark. Um nicht den Anschluss zu verlieren, lief unser bester Mann Eric Krüger nicht am Schluss, sondern an zweiter Position. Es ging darum, jemanden zu finden, der die Erfahrung und Ruhe hat, so ein Rennen am Schluss nach Hause zu laufen", erklärt Kleinsteuber die Entscheidung für 800-Meter-Junioren-Europameister Robin Schembera (Leverkusen) als Schlussläufer. Daran hatten Grüber und Ruff auch nichts auszusetzen. "Wir konnten nicht verstehen, warum Pascal Nabow und Thomas Schneider liefen", erklärt Grüber.Die beiden Langsprinter waren ebenfalls bereits im Vorlauf im Einsatz und nach Ruffs Zeitnahme langsamer als Engel. Doch dieser hatte sich nicht an Kleinsteubers taktische Vorgabe gehalten. "Jannik war im Vorlauf etwas übermotiviert und hat dadurch einen Fehler gemacht", sagt Kleinsteuber. Der für die 400-Meter-Läufer verantwortliche U20-Trainer des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) hatte die Losung ausgegeben, sich aus Rangeleien herauszuhalten. Als zweiter Deutscher auf der Stadionrunde kollidierte Engel aber nach 200 Metern mit dem führenden Briten. In Kleinsteubers Augen ein gefährliches Manöver, weil bei einer solchen Rangelei auch der Staffelstab verloren gehen kann."Ich habe für die kleine Schlägerei einen Rüffel bekommen", berichtet Engel. Deshalb sei ihm klar gewesen, dass er im Finale nicht dabei sein werde. Die Enttäuschung sei bei ihm nicht so groß gewesen, als Kleinsteuber eineinhalb Stunden vor dem Rennen die Staffelaufstellung bekannt gab. Für den Fall, dass sich noch jemand verletzt, habe er sich als Ersatzläufer zusammen mit den anderen aufgewärmt.Weil die zeitschnellste Staffel der Polen wegen eines regelwidrigen Wechsels disqualifiziert wurde, rückten die deutschen Staffelläufer (aus Vor- und Endlauf) hinter den Briten vom dritten auf den zweiten Platz vor. "Vizeeuropameister hört sich einfach besser an als Dritter", freute sich Engel über die Silbermedaille. "Man muss sich ja erst einmal für den Endlauf qualifizieren", begründet Grüber, weshalb Engel die Plakette verdient hat.Mit etwas Abstand sieht der PSV-Abteilungsleiter die Personalentscheidung gegen Engel gelassen: "Man kann dem DLV-Trainer keine Vorwürfe machen." Was aber nicht heißt, dass Engel nicht beweisen will, dass er eigentlich ins Finalteam gehört hätte. Die große Chance hat der Wittlicher bei den deutschen Jugendmeisterschaften am ersten Augustwochenende. In Ulm rechnet auch Kleinsteuber wieder mit Engel: "Ich denke bei der DM wird alles noch einmal durcheinander gewirbelt, und Jannik wird da seine Chance haben", sagt der Magdeburger.

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