Generation Golf

Elitär, snobistisch, abgehoben: Viele Jahre haftete dem Golfsport ein zweifelhafter Ruf an. In den vergangenen Jahren wurde das Spiel mit der kleinen weißen Kugel aber immer mehr zum Trendsport - das Senioren-Image ist verschwunden, mittlerweile stürmen gar ganze Schulklassen Fairways und Greens.

 Auf den richtigen Schwung kommt es an: Alexander von Kesselstatt. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Auf den richtigen Schwung kommt es an: Alexander von Kesselstatt. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Ensch/Wißmannsdorf. Ein gefühlvoller Schlag: In hohem Bogen segelt der Ball auf das rund 20 Meter entfernte Grün und kommt ein paar Meter vor der Fahne zum Stehen. "Guter Schlag", lobt Trainer Axel Daermann seinen Schützling. Der 18-jährige Lukas Hoffmann ist seit neun Jahren in seiner Freizeit auf dem Golfplatz zu Hause. "Golf ist immer eine Herausforderung, es ist jeden Tag anders, kein Schlag gleicht dem anderen", erzählt der amtierende Clubmeister im Golfresort Bitburger Land. In den Sommerferien trainiert der Gymnasiast in jeder freien Minute, und bei den Clubmeisterschaften Anfang September will er seinen Titel verteidigen. "Je besser man spielt, umso wichtiger ist der mentale Aspekt", sagt Lukas. Denn anders als beispielsweise beim Tennis gibt es beim Golf keinen "zweiten Aufschlag", keine Chance, einen Fehler zu korrigieren. "Das macht es ja auch so spannend", sagt der Gymnasiast, der vor einigen Jahren vor der Wahl zwischen Fußball und Golf stand - und sich für die kleinere Kugel entschied.Dass Golf mit anderen Sportarten mithalten kann, belegen aktuelle Zahlen: Nach einer Erhebung des Deutschen Golf-Verbandes (DGV) verzeichnet Golf die zweithöchste jährliche Zuwachsrate aller Breitensportarten. Von den bundesweit rund 500 000 Golfern ist im Schnitt jeder Zehnte unter 18 Jahren. Das macht sich auch in den Clubs bemerkbar: "Immer mehr Jugendliche greifen zum Golfschläger", sagt Petra Henke, Jugendwartin im Golfclub Trier. "Das liegt vor allem daran, dass Golf nicht mehr das Klischee eines Altherrensports hat." Rund 40 Jugendliche verbringen ihre Freizeit auf der Trierer Golfanlage, etwa 35 sind es in Bitburg. Die Mitgliedschaft in einem Golfclub kostet Jugendliche je nach Alter zwischen 200 und 500 Euro pro Jahr. Golf mit subtiler Action

Wie kam es zu dieser Trendwende, was fasziniert Jugendliche an einem Sport, dessen Komplexität eine weitaus subtilere Action zu bieten hat als die schnellen Mannschaftsspiele? "Wenn der Ball gut fliegt, hat man sofort ein Erfolgserlebnis", erzählt der 16-jährige Alexander von Kesselstatt aus Trier. Ohne regelmäßiges Training ist daran aber kaum zu denken: Unzählige Schläge, vom langen Abschlag bis zur gefühlvollen Annäherung aus dem Sandbunker gilt es zu beherrschen, um einen 18-Loch-Platz halbwegs erfolgreich zu absolvieren. Oder wie es Winston Churchill einmal formuliert hat: "Golf ist ein Spiel, bei dem man einen zu kleinen Ball in ein zu kleines Loch schlagen muss, und das mit Geräten, die für diesen Zweck denkbar ungeeignet sind."Für Thorsten Platz, Trainer im GC Trier, liegt die Faszination Golf auf der Hand: "Durch Vorbilder wie Tiger Woods ergibt sich auch für die Jugendlichen ein gewisser Coolness-Faktor. Aber vor allem das Gefühl, den Ball gut getroffen zu haben, ist für viele ansteckend - und man kann es gar nicht erwarten, das wieder zu erleben." Deshalb hat sich nicht nur der Anteil der jugendlichen Clubmitglieder erhöht; auch bundesweite Schulgolfprojekte wie "Abschlag Schule" sollen Jugendliche auf den Golfplatz bringen. Die Profis im Fernsehen machen dabei vor, dass Golf auf höchstem Niveau nicht nur eine perfekte Koordination und starke Nerven erfordert, sondern auch in seiner Athletik den Ansprüchen anderer Sportarten in nichts nachsteht. Schließlich ist ein guter Golfschwung nicht nur eine überaus komplexe, sondern auch sehr dynamische Bewegung, die bei manchen Spielern erst nach Jahren ausgereift ist. "Mit der Zeit gewinnt man immer mehr Erfahrung und kann unterschiedliche Situationen auf dem Golfplatz besser einschätzen", sagt Lukas Hoffmann. War die Entscheidung für Golf rückblickend betrachtet richtig? "Absolut", sagt er und greift zum Schläger. Wieder eine perfekte Annäherung, wieder liegt der Ball nah an der Fahne. Im Turnier hätte dieser Schlag entscheidend sein können.Mehr Infos beim DGV ( www.golf.de) und den Golfclubs ( www.golf-club-trier, www.bitgolf.de ).

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