HANDBALL: Entweder richtig oder gar nicht

WITTLICH. (R.S.) Mit 18 Jahren schien die Handballkarriere am Ende: Nach dem zweiten Bänderriss stellte Klaus Meeth seiner Tochter Sina die Frage, ob das alles den Aufwand wert sei.

Nicht nur die Genesung brauchte ihre Zeit, auch das Herankämpfen an die eigene Form forderte Geduld von der ehrgeizigen Handballerin. "Doch mit Hartnäckigkeit, Disziplin und Ausdauer hat sie es immer wieder geschafft", lobt ihr heutiger Oberligatrainer bei der HSG Wittlich, Norbert Stelmach. Zum Handball kam Sina Meeth durch ihre beste Freundin Julia Born, mit der sie heute immer noch im Wittlicher Oberligateam zusammen spielt. "Julia war bereits aktiv und hat mich als Sportinteressierte zum Trainingsbesuch überredet. Bis dahin spielte ich Tennis in Großlittgen, aber das ging leider nur im Sommer, und so habe ich dann bei der HSG Großlittgen/Minderlittgen/Hupperath unter den Trainern Hubert Lenz und Franz Bermes von 1996 bis 2001 in der Jugend gespielt", erklärt Sina Meeth. Die Mannschaft feierte Erfolge, wurde Bezirks- und Vize-Rheinlandmeister. Es kam zur Fusion unter dem Namen JSG Großlittgen/Minderlittgen/Hupperath/Wittlich. Kreuzbandriss beim Schulsport

Im Mai 2000 zog sich Sina ihren ersten Kreuzbandriss beim Schulsport zu, arbeitete sich geduldig an die Stammelf heran, wechselte dann im Seniorenbereich zur HSG Wittlich in die Oberliga. "Den Schritt habe ich nicht bereut, es hat von Beginn an super in Wittlich geklappt. Interessantes und abwechslungsreiches Training, in dem unser Trainer seine Handballphilosophie vermittelt hat. Sicher hat er seine Stammformation, gibt aber immer den Nachwuchsspielerinnen ihre Chance. Ich wurde in meinem zweiten Jahr in Wittlich Stammspielerin auf außen, bevor ich mir erneut im Oktober 2001 einen Kreuzbandriss zuzog. An mein Ziel habe ich fest geglaubt und mich wieder in die alte Form gebracht. Das war nicht einfach", gesteht Meeth. Auch Trainer Norbert Stelmach lobt den ungeheuren Willen seiner Spielerin, die am Rande der Trainingseinheiten der Mannschaft ihre Übungen absolvierte, soweit sie im jeweiligen Genesungsstadium möglich waren. So verlor Meeth nie den Kontakt zu ihren Mannschaftskolleginnen. Ab 2002 lief es dann besser: Sina blieb von weiteren Verletzungen verschont, feierte mit ihrem Team die Oberligameisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga: "Das war schon ein tolles Erlebnis. Wir mussten gegen Weibern im letzten Spiel mit vier Toren Unterschied gewinnen - und haben es geschafft", erinnert sie sich. Der direkte Abstieg aus der Regionalliga war dann die nächste bittere Erfahrung, die Meeth zu verkraften hatte. Allerdings war für die Spielerin früh klar, dass das Saisonziel nicht zu erreichen war. "Die Saison ist einfach nicht so gelaufen, wie wir uns das alle vorgestellt haben. Dennoch bleiben tolle Erinnerungen an fremde Hallen und eine Saison, die viel Zeit für den Handball von uns verlangte. Bei den weiten Fahrten geht schon mal ein ganzer Tag drauf." Neben dem Handball bleibt der heute 22-Jährigen nicht viel Zeit für Hobbys. Nach dem Abitur 2003 begann sie das Magisterstudium der Sportwissenschaften/Wirtschaftswissenschaften/Soziologie in Koblenz, fährt zum zweimaligen wöchentlichen Training nach Wittlich und legt so in der Woche rund 500 Kilometer auf der Autobahn zurück. "Sie ist so gut wie jedes Training da, hat sich über die Außenposition für den Rückraum empfohlen und ist fester Bestandteil der Startformation, hat aber mit Jennifer Simonis harte Konkurrenz bekommen", verrät Stelmach. An ihren spielfreien Tagen am Wochenende jobbt die Studentin als Aushilfe auf der Autobahnraststätte Ost der A 1. Im Sommer spielt sie weiterhin Tennis bei ihrem Stammverein Großlittgen, stieg hier mit ihrer Mannschaft dreimal in Folge auf und schlägt bald wieder in der A-Klasse auf. "Mein nächstes Ziel im Handball ist das Erreichen der RPS-Liga, denn jetzt stoßen unsere A-Jugendlichen zur Mannschaft, und wir werden alles tun, um die Regionalliga wieder zu erreichen. Mein Studium endet Anfang 2008, dann will ich ins Sportmanagement und hoffe, so lange wie gesundheitlich möglich, dem Handball treu zu bleiben. Entweder mache ich es richtig oder gar nicht", lautet das Motto der ehrgeizigen Sportlerin.

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