Heute: Kavaliersgesten

Welche Kavaliersgesten gelten denn heute noch? Ihre Frage rührt sicher daher, dass Sie beobachtet haben, wie unsere überlieferten Umgangsformen in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Veränderung erfahren haben.

Dadurch entstehen - nicht nur für die Kavaliere - viele Unsicherheiten. "Ist das nicht Schnee von gestern?" - "Wollen Frauen solche Kavaliersgesten überhaupt noch? - "Ist so etwas im Zuge der Emanzipation noch zeitgemäß?" Kavaliersgesten sind weder altmodisch noch weniger gern gesehen als früher. Ganz im Gegenteil, die meisten modernen Frauen freuen sich darüber (wieder). Darüber hinaus finden nicht wenige Frauen - das ist meine Erfahrungen aus Seminaren - Männer, die Kavaliersgesten vermissen lassen, wenig souverän. Dennoch sollten sich Männer vorsichtshalber vergewissern, ob die Frau sich beispielsweise darüber freut, wenn man ihr in den Mantel hilft. So vermeiden sie zum einen Ablehnungen, zum anderen machen sie einen guten Eindruck bei den Frauen, die Kavaliersgesten genießen und wünschen. Wollen Frauen Kavaliersgesten ablehnen, sollten sie dies bitte freundlich tun und außerdem prüfen, ob es überhaupt Sinn macht, solche ehrlich gemeinten Höflichkeiten abzulehnen, und ob der Emanzipationskampf tatsächlich über die Umgangsformen geführt werden sollte. Traditionell überlieferte Umgangsformen und Kavaliersregeln beruhen auf zwei Höflichkeitsgrundsätzen: Ein junger Mensch tut einem älteren Menschen etwas Gutes, und ein Mann tut einer Frau etwas Gutes. Sie haben nach wie vor im Privatleben Bestand. Im Berufsleben gelten natürlich ganz andere Regeln, doch auch privat kommen heute Höflichkeitsrituale hinzu. Dabei geht es nicht um unstreitige Körperkräfte, nicht um berufliche Hierarchien, nicht um Alter und nicht um Geschlecht. Es geht vielmehr darum: Derjenige, der in einer bestimmten Situation weniger Schwierigkeiten hat, diese zu meistern, hilft anderen. Also um - eigentlich - Selbstverständliches, um soziales Verhalten von Mensch zu Mensch. Ihre Salka Schwarz www.stil-kunde.com Haben auch Sie Fragen zu Stil und Etikette? Mailen Sie uns: familie@volksfreund.de

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