"Hew de Fiess, Kraxler"

PLUWIG-GEIZENBURG. Einmal im Jahr scheint der Pluwiger Ortsteil Geizenburg vor Besuchern überzuquellen: Immer dann, wenn die 1994 gegründeten "Bätstän-Kraxler" zu ihrer Sommer-Familienwanderung einladen.

An den Wandertagen der "Bätstän-Kraxler" kommen mehr als 300 Besucher in das nur 130 Einwohner zählende Geizenburg. Die Gäste können getrost als "Wiederholungstäter" bezeichnet werden, denn die Wanderungen und die anschließenden Feste sorgen für viel Kurzweil. Die "Bätstän-Kraxler", was im Hochdeutschen mit Betstein-Wanderer übersetzt werden kann, sind mit sieben Aktiven gerade an der Grenze, um sich im Vereinsregister eintragen zu lassen. Und doch tragen die Kraxler mit Unterstützung ihrer Familien und Freunde durch diverse Veranstaltungen zu einem harmonischen Dorfleben bei. "Ah, de Kraxler kommen", heißt es jährlich bis zu 30 Mal, wenn die Geizenburger bei benachbarten und befreundeten Vereinen zu Wanderungen anreisen. Klar erkennbar und unverwechselbar sind sie durch ihre selbst entworfenen Hüte. Dieser Hut sticht auch im Vereinswappen hervor. "Bätstän Kraxler" steht auf dem vorderen Rand.Als Dank für ein geheiltes Kind

Die bunten Aufdrucke zeigen den in die Ruwer mündenden Waschbach, den zum Ort gehörenden Betstein, die Wald-Landschaft und die Statue der heiligen Walburga. "Zur Statue der Walburga haben wir ein besonderes Verhältnis", sagt der Vorsitzende Arno Erzig. Die 1870 vom Gutshof Pluwiger Hammer als Dank für ein geheiltes, schwerkrankes Kind aufgestellte Statue haben die Kraxler inzwischen zwei Mal restauriert und sie im Vereinswappen verewigt. Erzig: "Unser Ziel ist es, den Volkssport ,Wandern‘ zu fördern und damit einen Beitrag zur Gesundheit zu leisten." Zudem fördere jede Wanderung das naturkundliche und heimatkundliche Wissen bei den Teilnehmern. Die Pflege des Heimatorts und der Landschaft liegt den Wanderern sehr am Herzen. Daher sind sie auch ständig und in ungezählten Stunden aktiv, um zu helfen, zu erneuern und auszubessern. Dieter Müller: "Am Spielplatz haben wir ein neues Tor aufgebaut und den Bereich mit einem eigenen Zaun eingefasst." Das ist allerdings nur ein Beispiel der uneigennützigen und ehrenamtlichen Hilfe. Die Kraxler gestalteten zudem in der Vergangenheit eine eigene Ortseingangstafel, erneuerten und renovierten das Gertz- und das Oberhausen-Kreuz, verschönerten die Geizenburger Kapelle in Pluwig und packten bei der Renovierung der im Ort selbst befindlichen Kapelle tatkräftig mit an. Allein für diese Maßnahmen mussten aus der Vereinskasse rund 5000 Euro investiert werden. Erzig und Müller schätzen, dass die Vereinsmitglieder dabei mehr als 2000 Arbeitsstunden ehrenamtlich geleistet haben. Doch damit nicht genug: der Gemeinschaftssinn ist rege. Der kleine Verein stellt Ruhebänke auf, beschildert Wanderwege und beteiligt sich mit den Kindern am Dreck-Weg-Tag. "Das war sogar mit einem Lerneffekt für unseren Nachwuchs verbunden", sagt Müller.Vier Tage lang von Hütte zu Hütte

Seit Jahren gönnen sich die Kraxler außerdem eine Besonderheit: "Hew de Fiess" (Heb‘ die Füße) heißt es bei ihren vier Tage dauernden Wanderungen im Hochgebirge. "Am ersten Tag laufen wir zur Hochform auf und marschieren zu einer hoch gelegenen Hütte", erzählt Dieter Müller. Für die Wanderer gibt es nach einem schönen, wenn auch anstrengenden Tag nichts Schöneres, als vor der Hütte bei einem Bier zusammen zu sitzen und die Berge zu sehen. Nach einer gemeinsamen Nacht auf dem Lager treibt es die Geizenburger am neuen Tag zur nächsten Hütte. Die Kraxler schwärmen von diesem Höhepunkt im jährlichen Vereinsleben und bezeichnen es als die Krönung. Im Gebirge dabei haben sie immer ihre Vereinschronik. Sie ist mit den vielen Fotos, Postkarten, Eintragungen und Stempel Zeuge von den in den vergangenen Jahren besuchten Hütten.

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