Hilfe für die beste Förderung

TRIER. Wie sind die sozialen Kompetenzen meines Kindes? Ist es schon für den Besuch der Schule gerüstet? Welche konkreten Fördermaßnahmen sind notwendig? Antworten auf diese Fragen sind nicht immer einfach. Ein praktischer Leitfaden für Kindertagesstätten könnte dies nun erleichtern. Veronika Verbeek hat ihn entwickelt.

Der Trierer Beobachtungs- und Förderbogen ist eine Reaktion auf eine Notsituation. Veronika Verbeek ist Diplom-Psychologin und Dozentin an der Katholischen Fachschule für Sozialwesen in Trier. Seit Jahren fiel ihr auf, dass die Unterrichtseinheit "Beobachtung und Dokumentation" krankte. "Im Gespräch mit Praktikantinnen oder Erzieherinnen in sozialen Einrichtungen stellte sich immer wieder heraus, dass es für Kindertagesstätten nur wenige praktikable Beobachtungshilfen gibt", sagt Veronika Verbeek. Dabei werde genaue Beobachtung und Förderung bildungspolitisch ausdrücklich und mehr denn je gewünscht. Praxisnah und Zeit sparend

Unterstützendes Material und Dokumentationsvorlagen wiesen laut Verbeek Mängel auf: "Zum einen können keine Fördermaßnahmen aus den Beobachtungen abgeleitet werden." Das Danach bleibe unbearbeitet. "Andere Bögen sind dagegen zu sehr an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet oder zu zeitintensiv." Immerhin müssten Erzieherinnen meist 25 Kindern pro Gruppe gerecht werden. Veronika Verbeek handelte. Im Rahmen eines Projektes mit angehenden Erzieherinnen entwickelte die Triererin einen Beobachtungs- und Förderbogen. Die positive Resonanz von Seiten der Praktikantinnen und der Einrichtungen - "Endlich haben wir einen Leitfaden" - machte ihr Mut, weiterzumachen und einen Verlag zu suchen. Jetzt hält sie den Trierer Beobachtungs- und Förderbogen in Händen. Das 50-seitige Exemplar, das im Reinhardt Verlag erschienen ist, orientiert sich am Alltag in den Kindertagesstätten. "Alle, die sich bisher damit beschäftigt haben, haben eine positive Resonanz gegeben", berichtet die Autorin. Die Erzieherinnen bestätigten, dass sie sich mit Hilfe des Trierer Bogens einen Überblick über das Verhalten des jeweiligen Kindes verschaffen konnten und Fördermöglichkeiten fanden. Aber werden Kinder nicht zu sehr in ein Raster gepresst? "Die Beurteilung der Entwicklung oder des Verhaltens meint nicht das Kind, sondern dessen Verhaltensweisen und -muster", sagt die Autorin. Im Grunde gehe es um die Beurteilung des Förderbedarfs. Und im Gegensatz zu den meisten Beobachtungsverfahren erfolge nicht eine globale Einschätzung eines Entwicklungsbereichs. Verbeek hat die Bereiche Grobmotorik, Feinmotorik, emotionales und soziales Verhalten, sprachliche und kognitive Entwicklung und Spiel- und Lernverhalten nochmals untergliedert. Heißt: Ein Kind, das etwa im Entwicklungsbereich Sprache nur in Bezug auf die Lautbildung und Artikulation nicht altersgemäß entwickelt ist, kann in den Unterbereichen Wortschatz, Grammatik und Inhalts- und Sprachverständnis über ausgeprägte Fähigkeiten verfügen. Genannt hat Veronika Verbeek den Bogen, der Beobachtung und Förderung kombiniert, nach dem Entstehungsort. Sie ist froh, dass die gedruckte Version des Leitfadens nun endlich vorliegt. Denn neben den üblichen Aufgaben in Beruf und Familie hat sie wochenlang "Überstunden" gemacht, damit Erzieherinnen diese praktische Hilfe für ihre verantwortungsvolle Aufgabe nutzen können.

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