Hilfe für Stotterer und Lispler

Wenn Kinder lispeln, sich verhaspeln, nuscheln oder stottern, wirft das viele Fragen auf. Ist Stottern heilbar? Wie soll ich auf die Fehler reagieren? Ab wann ist eine Therapie möglich? Was kann ich tun, damit mein Kind durch seine Sprachstörung nicht zum Außenseiter wird? Logopäden wissen Rat und können helfen. Bei einer TV-Telefonaktion am 5. März können TV-Leser sich beraten lassen.

Trier. Sprachliche Kompetenz ist in unserer Gesellschaft eine zentrale Vorraussetzung für eine erfolgreiche Bildungslaufbahn. Und von dieser wiederum hängt wesentlich ab, welchen Platz der Einzelne in der Gesellschaft einnimmt. Darum ist es so wichtig, Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Sprechen haben, frühzeitig einem Logopäden vorzustellen. Der 6. März als europäischer Tag der Logopädie unterstreicht die Bedeutung der logopädischen Therapie.Kinder in logopädischen Praxen fallen auf durch Störungen der Aussprache, der Grammatik-Entwicklung, Einschränkungen im Wortschatz, durch Stottern und Probleme bei der Nahrungsaufnahme. "Dabei reicht die Bandbreite vom einfachen Lispeln bis zur völligen Unverständlichkeit, von Kindern, die gar nicht erst anfangen zu sprechen, bis zu Kindern, die auch kurz vor Schuleintritt nur kurze, einfache Sätze bilden können, vom Stotterer zum Schnellsprecher, von körperlich gesunden bis zu schwer kranken Kindern", berichtet die Trierer Logopädin Margarethe Mancke, die auch Regionalgruppen-Sprecherin des Bundesverbandes für Logopädie in Rheinland-Pfalz ist, aus ihrer therapeutischen Praxis.Kinder können auch von Sprach- und Sprechstörungen betroffen sein, die durch Hirnschädigungen verursacht wurden. Dazu gehören Frühchen mit Hirnreifestörungen, Kinder mit einer geistigen Behinderung, Kinder mit genetisch bedingten Krankheiten wie "Down-Syndrom", Kinder mit Hirntumoren oder entzündlichen Hirnprozessen.Allein 3000 Kinder und Jugendliche erleiden in Deutschland jährlich eine Aphasie, gemeint ist Sprachverlust. Dabei wird die Zahl der nicht erfassten oder nicht erkannten Aphasien weit höher geschätzt. Hauptursache ist das Schädel-Hirn-Trauma, das durch einen Unfall verursacht werden kann."Unflüssiges" Sprechen ist zeitweise normal

"Sprechunflüssigkeiten" sind bei fast allen Kindern normale Entwicklungsbegleiter, beruhigt Mancke. Sie treten in intensiven Lernphasen auf, in denen das Kind neue Fähigkeiten im sprachlichen, motorischen oder sozialen Bereich erwirbt. "Sobald das Kind mit erhöhter Aufmerksamkeit, mehr Druck und größerer Anstrengung auf das Sprechen reagiert, steigt das Risiko, dass sich aus Sprechunflüssigkeiten Stottern entwickelt", erläutert Mancke. "Stottern entsteht aus dem Zusammenwirken von Anlagebedingungen, die das Kind mit auf die Welt bringt, und sich ungünstig ergänzenden Entwicklungsbedingungen," so Mancke weiter. Sie rät Eltern, möglichst früh mit ihrem stotternden Kind Fachkräfte für Diagnostik, Beratung und Therapie aufzusuchen. EXTRA Sprachentwicklung: Die meisten Kinder sprechen bereits mit zehn bis 14 Monaten ihre ersten Wörter, benutzen zum zweiten Geburtstag 100 bis 200 Wörter und bilden kleine Sätze. 14 bis 20 Prozent aller Kinder dagegen beginnen erst mit 18 bis 24 Monaten zu sprechen. Diese sogenannten Spätsprecher lernen auch später nur mit Mühe neue Wörter und bilden oft erst mit drei Jahren ihren ersten Zweiwortsatz. Als Spätsprecher gelten auch Kinder, deren Wortschatz mit zwei Jahren keine 50 Wörter umfasst. Sie tragen das Risiko, eine Sprachentwicklungsstörung auszubilden. Denn nach wissenschaftlichen Untersuchungen ist nur ein Drittel dieser Kinder in der Lage, den sprachlichen Rückstand ohne Hilfe aufzuholen. Die anderen Kinder benötigen oftmals eine langjährige logopädische Behandlung. Laut Wissenschaftlichem Institut der AOK von 2006 nimmt fast jeder fünfte sechsjährige Junge eine logopädische Behandlung in Anspruch, aber nur jedes zehnte Mädchen in diesem Alter. Spracherwerb: Die ersten Wörter sprechen Kinder Ende des ersten Lebensjahres. Die Aussprache vereinfachen Babys oft. Folgen zwei Konsonanten aufeinander, wird einer einfach über Bord geworfen. So wird aus Blume "Lume". Ein anderes Phänomen ist, dass hintere Laute (k oder g) durch vordere Laute (t oder d) ersetzt werden. So wird aus Koffer "Toffer". Die Zwei- bis Dreijährigen kennen noch weitere Wege, sich die Aussprache zu erleichtern. Nicht nur die Aussprache, auch die Bedeutung der Wörter unterscheidet sich von der Erwachsenensprache. So besitzen Wörter für Babys häufig eine viel weitere Bedeutung als für den Erwachsenen. So können Kinder alle Tiere von der Maus bis zum Elefanten als "Wau-Wau" bezeichnen. Mit eineinhalb bis zwei Jahren fangen Kinder damit an, zwei Wörter miteinander zu verknüpfen. Im Telegrammstil weisen sie auf ihre Bedürfnisse hin: "Mama Arm!" Mit etwa zwei Jahren wird die Satzstruktur zu Drei- und Mehrwortäußerungen erweitert. Ab zweieinhalb Jahren bauen die Kinder ihre grammatischen Fähigkeiten aus. Etwa ab drei Jahren sind Kinder schließlich in der Lage, Sätze miteinander zu verbinden. (sys)

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