Hüfte raus und hübsch bekifft bitte!

TRIER. Kleider in den Sack, Modelmiene raus und ab in den Palastgarten: Wer schön ist, hat's nicht immer leicht. Der TV war mit Rallye-Girl Bianca Kalmes beim Fotoshooting.

"Ich bin fix und fertig", sagt Bianca Kalmes bereits lange bevor sie auch nur das erste Outfit anprobiert hat. Das von den TV-Lesern gekürte Rallye-Girl 2006 ist in einer merkwürdigen, schwer bepackten Kolonne quer durch Trier gezogen. Die Visagistin mit Schmink-Handkoffern, der Fotograf mit überlangen Foto-Taschen und einer zwei Meter langen Rolle, dem "Aufheller", und Bianca mit einem schweren Rollenkoffer voller Kleider und Schuhe. Ziel der schweißtreibenden Pilgertour war ein kleiner Designer-Laden in der Neustraße. Dort soll Bianca für das anstehende Fotoshooting eingekleidet werden. Ihr Termin mit dem Modefotografen ist der Hauptgewinn des Rallye-Girls.Von einer orange, braun, senffarben und weiß gemusterten Couch aus lässt sich das Gewusel verfolgen, das sich kurz nach dem Eintreffen des Trios zwischen all den bunten Kleidungsstücken entspinnt. "Mit oder ohne BH drunter? Stiefel oder Sandalen? Äpfelchen oder Herzchen? Und für die Haare?"

Mit "Apfelpopo" und roter Mütze

Und dann verliert Modefotograf Wolfgang Urnau, der einzige Mann in der Runde, sein Herz an eine rote Mütze: "Die Mütze ist geil", sagt er. Und weil das so ist, müssen die Frauen nun ein Outfit finden, das zur Mütze passt. Am Ende wird es ein gelbes Kleid, ein Minirock namens "Apfelpopo", das Oberteil "Mini-Mouse" mit lila Strickmonster vorne drauf und natürlich was für die rote Mütze. Alles genäht aus Originalstoffen der 60er und 70er-Jahre.

"Wo macht ihr mich fertig", fragt Bianca, denn die Fotos sollen im Palastgarten geschossen werden. Schnell wird klar, dass ihre Hoffnung auf Umkleidekabine oder Visagisten-Studio Fantasie bleiben. Kleider in den Sack, und weiter geht's zum Palastgarten.

Das quietschgelbe Nicki-Kleid mit den orangefarbenen Herzchen, die so manch 30-Jähriger noch von seiner Kinderbettwäsche in guter Erinnerung hat, lässt sie gleich an - und fühlt sich komisch. Denn normalerweise trägt die 23-jährige Bankkauffrau lieber klassisch Elegantes. Im Palastgarten beginnt Lenka Sykorovas - Stylistin, Visagistin und vor Beginn ihres Studiums selbst Model - wichtigster Part. Ihre Koffer und Köfferchen enthalten mehr Puder, Lippenstift, Kajal und Lidschatten, als fünf Frauen in einem ganzen Leben verbrauchen könnten. Gezielt greift sie hinein, reinigt, grundiert und pudert Bianca. Die Fontänen rauschen, die Tauben gurren und die Touristen gucken komisch. Währenddessen läuft Urnau in seinem gelb, weiß, grau gestreiften Hemd auf cremefarbenen Turnschuhen ungeduldig rauchend auf und ab. "Lenka, beeil Dich, das Licht", sagt er und guckt kritisch zum Himmel, der gerade perfekte Bedingungen zu bieten scheint.

"Oh Wahnsinn", sagt Bianca kurz drauf, als sie sich zum ersten mal im Spiegel betrachtet. Und dann muss sie sich in unbequemen Posen an die weiße Mauer stellen, während Lenka den Aufheller hält und Urnau Anweisungen gibt: "Das Bein an die Wand. Ja, so. Hüfte raus und guck wie ein Model - leblos und tot." Statt tot zu gucken muss Bianca erst mal lachen. "Ja", sagt Urnau, "Du lachst - aber gute Models gucken immer so, als ob sie ein bisschen bekifft wären."

Bianca schließt die Augen, öffnet sie auf Urnaus Anweisung hin wieder und schaut offenbar leblos genug. "Das ist klasse!", sagt er. Nur die Hand gefällt ihm noch nicht. Er geht hin und biegt sie, wie er sie gern hätte. Verschiedene Posen in verschiedenen Outfits an verschiedenen Orten, mal die Hände in die Taschen, das Bein an der Wand, den Arm hinterm Rücken und auf gar keinen Fall die Stirn kraus ziehen. Komplizierter wird's beim Shooting im Laufen. Zur Vorbereitung muss Bianca erst mal üben, zu gehen wie ein Model.

Kein Wunder, dass Models so dünn sind

"Immer auf den Fußballen, die Beine x-mäßig voreinander", sagt Urnau und macht es vor. Touristen bleiben stehen und sehen ihm beim Stolzieren zu. Dann wird's kompliziert. Denn für die Fotos muss Bianca so laufen, dass Lenka ihr mit dem ausgerichteten Aufheller vorausgehen kann. Mehrere Durchgänge sind nötig, bis die Szene im Kasten ist. Und zwischendurch immer wieder an freier Luft umkleiden, den passenden Lippenstift auftragen, die Frisur ändern. Nach rund drei Stunden sind die bunten Designer-Outfits fotografiert. Doch da wartet noch ein ganzer Koffer mit Biancas eigenen Klamotten. Und keine Bratwurst für zwischendurch. Kein Wunder, dass Models so dünn sind bei dem ganzen Gewusel. Wer schön sein will, muss eben manchmal leiden.

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