Im Notfall fällt das Suchen schwer

TRIER. Während 60 bis 100 kleine Patienten an einem Winterwochenende vom "Kinderärztlichen Notdienst" in Trier versorgt werden, haben andere Eltern Probleme mit der Einrichtung. Vor allem wenn es darum geht, zur Praxis des Dienst habenden Arztes zu gelangen.

Wochenende. Der zwei Monate alte Lucas ist schwer erkältet. Das Atmen fällt ihm sichtlich schwer, er schnappt nach Luft. Bei seiner Mutter Silke Minnebeck aus Schweich schrillen die Alarmglocken. Sie will die Verantwortung nicht mehr alleine tragen. Geradewegs fährt sie in die Ambulanz des Mutterhauses in Trier. Mutter und Kind werden dort gut versorgt. Den Kinderärztlichen Notdienst aufzusuchen, stellt für die junge Mutter keine Alternative dar.Bereitschaft in wechselnden Praxen

Vor sechs Jahren wurde der Kinderärztliche Notdienst in der Region Trier installiert, um eine fachärztliche Versorgung für Kinder außerhalb der Praxiszeiten zu gewährleisten, und um die Ambulanz des Mutterhauses zu entlasten. Zehn Kinderärzte decken den Kinderärztlichen Notdienst an Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr ab. Sie praktizieren in der jeweils eigenen Praxis. "Wenn es meinem Kind schlecht geht und es schreit, dann habe ich keine Nerven, mit ihm womöglich noch in der Gegend herumzufahren und die Praxis des Dienst habenden Arztes zu suchen", sind sich Silke Minnebeck und Sybille Gangolf aus Welschbillig einig. "Ich bin zugezogen und wusste bis dato beispielsweise nicht, wo Pluwig ist", so Sybille Gangolf. Außerdem: "Ich weiß nicht, ob und wo ich einen Parkplatz finde." Hinzu käme, dass die Zeiten des Kinderärztlichen Notdiensts sehr eingeschränkt seien. Die Konsequenz: "Obwohl ich im Mutterhaus schon öfter mehrere Stunden im Wartezimmer gesessen habe, weil der Dienst habende Arzt den Fällen auf den Stationen Vorrang geben muss, fahre ich immer dorthin", sagt die zweifache Mutter. Beide Mütter fänden es besser, wenn der Kinderärztliche Notdienst in einer festen Praxis untergebracht wäre. Einer der "Ärzte der ersten Stunde" ist Dr. Stephan Güntzer. "An einem Wochenende im Winterhalbjahr behandeln wir zwischen sechzig und hundert Patienten", sagt Güntzer. "Und mehr als die Hälfte kommt aus dem Umland." Dass es umständlich ist, den Weg zu den zum Teil unbekannten Kinderärzten zu finden, kann Güntzer nicht verstehen. "Man kann schließlich fragen: Wo sind Sie?", sagt er. Den Kinderärztlichen Notdienst in einer eigenen Praxis zu installieren, lehnt Güntzer zum einen aus Kostengründen ab, weil dann Miete anfallen würde. Zudem habe das bisherige System einen Vorteil: "In meiner eigenen Praxis kenne ich mich aus, da bin ich Experte.""Wesentliche Entlastung des Mutterhauses"

"Der Kinderärztliche Notdienst hat zu einer wesentlichen Entlastung der Ambulanz des Mutterhauses geführt", sagt Professor Wolfgang Rauh, Chefarzt der Fachabteilung Kinder- und Jugendmedizin des Mutterhauses. Stoßzeiten hätten sich deutlich entspannt, und gegenüber der vorherigen Situation sei eine wesentliche Verbesserung der Versorgung durch die zwei parallelen Stellen erreicht worden. "Ob es die allerbeste Lösung ist, kann und will ich nicht beurteilen", sagt Professor Rauh. Er räumt ein, dass eine Verbesserung der Information notwendig sei, damit Eltern mit kleinen Patienten den Weg problemloser zu dem Dienst habenden Kinderarzt finden können. Der Kinderärztliche Notdienst ist unter der zentralen Telefonnummer 01805/767546 zu erreichen.

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