"Immer diese Kurnikowa!"

Das "Louisiana" am Kornmarkt ist weder verqualmt, noch verrucht. Trotzdem finden hier regelmäßig Poker-Turniere statt. Das Kartenspiel hat auch Trier erfasst, und lässt kaum einen los.

Trier. "Da nimmt der mich direkt aus dem Spiel. Mit einer Acht auf dem River hat der eine Straße." Nur eine Szene von vielen im Louisiana, dem Zentrum der Trierer Pokerfreunde. Wöchentlich treffen sich hier bis zu 60 Zocker auf der Suche nach dem "Royal Flush", der höchsten Hand beim Pokern."Das Spiel boomt", sagt Dirk Mader von Pokerfieber2007.de. Er veranstaltet Turniere in der Region. Rund zehn pro Monat, plus einem Monatsfinale. Und morgen, Samstag, dann ab 20 Uhr die Trierer Pokernacht im Bitburger Wirtshaus. Beim Jedermann-Turnier können sich alle tummeln. Das Hauptturnier dürfte jedoch nur etwas für Hartgesottene sein. Hier beträgt der Einsatz immerhin 115 Euro (Anmeldung unter www.pokerfieber2007.de).Überschaubar ist dagegen der heutige Einsatz im Louisiana. 15 Euro kostet die Teilnahme an einem Tisch. Gespielt wird nach der Variante "Texas Holdem". "Es ist hauptsächlich Spaß, weswegen ich hier mitmache", sagt Tim (27), der seit einem Jahr pokert und nur kurz Zeit findet, um durchzuatmen. Der Dealer ruft an den Tisch und verteilt je zwei Karten pro Spieler. Niedrige Kartenkombinationen, zum Beispiel eine drei und eine vier, werden in der Regel weggeworfen. Insgesamt gibt es knapp 2,6 Millionen Kombinationen.Schlechte Karten? Folden, hoffen oder bluffen

Steigt ein Spieler aus, ruft er "fold". Er kann allerdings auch auf den "Flop", die nächsten drei Karten, die der Dealer öffentlich in die Mitte des Tisches legt, hoffen. Oder bluffen. "Ich versuche, Regungen der Mitspieler zu deuten", erzählt Markus. Einige Profis können gar an den Pupillen des Gegenübers die Stärke des Blattes erkennen. Auch deswegen verstecken sich einige hinter Sonnenbrillen und mit MP3-Player im Ohr. Markus' Taktik: "Einfach ein paar Scherze machen." Das ging im Mai auf, der 31-Jährige gewann das Montagsfinale. Zurück zum Spiel: Mit dem "Flop" zerplatzen für die meisten die Hoffnungen. Wer jetzt gar nichts auf der Hand hat, steigt aus - oder blufft. Markus verhelt nicht, dass Glück eine Rolle spielt.Bei Profi-Turnieren, aber auch im Louisiana. "Nur mit Glück kommt jedoch kaum einer durch. Wer aber auch das Spiel beherrscht, hat gute Chancen", sagt Stefan. Der 26-Jährige, Markenzeichen Trier-Cap, pokert erst seit Dezember, seitdem aber regelmäßig. "Ich freue mich die ganze Woche auf den Montag. Außerdem spiele ich mit meinen Freunden privat", erzählt er. Nicht selten geht es bei privaten Runden um Geld. "Wir als offizieller Veranstalter dürfen das nicht. Bei uns gibt es Sachpreise zu gewinnen", klärt Mader auf. In Deutschland sind Spiele um Geld nur in Casinos erlaubt. "Egal. Das Spiel hat auch so seinen Reiz", sagt Miriam. Die 23-Jährige ist eine von wenigen Frauen, die im Louisiana mitspielen. Männlich und 18 bis 30 Jahre alt seien die meisten Mitspieler, so Mader. "Leider trauen sich nicht viele Frauen", bedauert er.Ebenso, wie am Tisch die vierte Karte, der "Turn", bedauert wird. Eine Zwei, damit kann kaum einer etwas anfangen. Und als ein Bube als fünfte Karte, dem "River", kommt, sinken einige spürbar zusammen. "Man darf keine Regung zeigen", sagt Markus. "Wer sich jetzt anmerken lässt, dass er nichts auf der Hand hat, hat keine Chance mehr." Jeder Spieler kombiniert nun seine beiden Karten mit den fünf in der Mitte. Daraus ergibt sich, wie stark eine Hand ist. Es zählen jedoch nur insgesamt fünf Karten, die zwei übrigen haben keine Bedeutung. "Immer diese Kurnikowa", stöhnt ein Mitspieler auf. "Sie macht mich wahnsinnig." Damit meint er jedoch nicht die Tennisspielerin, sondern seine beiden, eigentlich guten, Karten, die er zu Beginn bekommen hatte: Ass und König. AK, die Initialin der Russin. Warum dieser Name? "Beides sieht gut aus, gewinnt jedoch selten." Hintergrund Seit wenigen Jahren erfährt das Pokerspiel eine Renaissance. Das Spiel, das auf das spanische Primero aus dem 15. Jahrhundert zurückgeht, kam 1829 von Frankreich in die USA. Schnell breitete es sich aus. Schon fünf Jahre später wurde es als Schummelspiel mit hoher Suchtgefahr bezeichnet. Zudem kam es oft zu blutigen Auseinandersetzungen der Spieler. Während des Goldrauschs Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Spiel überall in Amerika gespielt. Die Variante "Texas Holdem" entstand 1919. Einen Aufschwung feiert Poker seit den 70-er Jahren. Der aktuelle Boom wird Chris Moneymaker zugeschrieben. Er gewann als Amateur-Spieler 2003 die "World Series of Poker".

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