Jetzt wartet Peking

Ihrem längsten Turnier-Spiel ließen die deutschen Handball-Frauen die längste WM-Nacht folgen: Mit den Bronzemedaillen um den Hals stürzte sich das Team um Kapitän Grit Jurack in den kollektiven Party-Marathon.

Paris. Als die Mannschaft am Montagmorgen kurz nach 10 Uhr auf dem Flughafen Köln-Bonn empfangen wurde, waren die Spielerinnen übernächtigt, aber zufrieden und mit sich im Reinen. "Für diese Medaille war es wert, so viele Jahre auf so viel zu verzichten", sagte Ex-"Mieze" Maren Baumbach nach dem größten Erfolg für die deutschen Handballerinnen seit dem WM-Bronze 1997. Vergessen waren die Belastungen aus zehn Spielen in 15 Tagen, all die Brüschen und Blessuren. Und auch die Nerven zehrende Energie- Leistung beim 36:35-Krimi nach Verlängerung im Spiel um Platz drei gegen Rumänien schien mehr den deutschen Verbandschef Ulrich Strombach geschlaucht zu haben als die Spielerinnen. "Die Grenze der gesundheitlichen Verträglichkeit war erreicht", bekannte er. "Diese Frauen haben Deutschland und dem Sport große Ehre gemacht. Sie klopfen nicht nur an die Tür von dem Raum, in dem die Medaillen vergeben werden, sie stehen mittendrin", erklärte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier pathetisch. Doch bereits mit der Landung in Deutschland wurden neue Ziele ausgegeben. Zum einen wollen die Handballerinnen endlich mehr Fernsehpräsenz, zum anderen hat nun die Olympia-Qualifikation höchste Priorität. Beim Qualifikations-Turnier gegen Ungarn, Schweden und Kuba, das vom 28. bis 30. März wohl in Leipzig stattfindet, erobern die ersten beiden Teams die Startplätze für Peking. "Man hat gesehen, dass diese Sportart telegen, attraktiv, spannend und temporeich ist. Ich hoffe, dass die ganze Sportart Frauen-Handball von dieser erfolgreichen Weltmeisterschaft profitieren kann", sagte Bundestrainer Armin Emrich. Bei geglückter Olympia-Qualifikation will der DHB wie mit seinen Männer-Weltmeistern, die durch den Titelgewinn die Peking-Teilnahme schon sicher haben, auch mit seinen Frauen die großen Arenen füllen. Als Abschieds-Gala vor dem Abflug nach China ist eine Doppel-Veranstaltung geplant. Beide Auswahlteams sollen dann im Gerry-Weber- Stadion in Halle/Westfalen und in der Kölnarena aufspielen. "Dann können wir mit der richtigen Kulisse nach Peking fahren", sagte Bredemeier. Zunächst aber hatten die Spielerinnen den Palais Omni-sports vereinnahmt und waren als schwarz-rot-goldene Karawane durch die Katakomben gezogen -und beim abendlichen Bankett zeigten sie stolz ihre Plaketten. Im schicken "Club Med de Sol" brandete dann nochmals Jubel auf, als Hassan Moustafa, Präsident des Handball-Weltverbandes IHF, den Preisgeld-Scheck in Höhe von 40 000 Dollar an seinen Amtskollegen Strombach überreichte. "Das ist Geld für die Mannschaft, nicht für den Verband", verkündete Moustafa. Und als die meisten Stars vom alten und neuen Weltmeister Russland die WM-Party schon verlassen hatten, tanzten die Deutschen immer noch. Und am 30. Dezember gibt es ein kleines Wiedersehen: Dann trifft der FC Kopenhagen mit Welthandballerin Nadine Krause und Maren Baumbach im dänischen Cup-Finale auf Viborg HK mit Grit Jurack, Anja Althaus und Nora Reiche.

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