Jung, dynamisch und Bestatter

HERMESKEIL. Kaufmann, Seelsorger und Künstler: Christoph Trösch aus Hermeskeil hat als einer der Ersten die Ausbildung zum Bestatter abgeschlossen.

Was möchtest du später einmal werden? Ob Bäcker, Pilot oder Industriekaufmann - die Antworten sind vielfältig. "Bestatter" kommt dagegen selten vor. Christoph Trösch aus Hermeskeil hat sich für eine Ausbildung zum Bestatter entschieden. "Ich hatte zunächst mit einem Studium an der Universität Trier begonnen: BWL, Computerlinguistik und Psychologie", erzählt der 24-Jährige. Als der "Bestatter" im Jahr 2003 dann aber zum Ausbildungsberuf wurde, sattelte Christoph Trösch um. Sein Vater führt schon seit 18 Jahren ein Bestattungsinstitut in Hermeskeil. "Die Arbeit des Bestatters habe ich schon immer unheimlich interessant gefunden, weil sie so abwechslungsreich ist", sagt Trösch, der schon als Kind im Familienbetrieb mitgeholfen hat. Der Beruf "Bestatter" vereine drei verschiedene Bereiche, sagt Trösch: "Er ist Kaufmann, Berater oder Seelsorger und in gewisser Weise auch noch Künstler." Man arbeite viel im Freien und habe viel mit Menschen zu tun, das seien die Vorzüge des Berufs. "Zuerst führt man ein Beratungsgespräch mit den Angehörigen, plant und organisiert die Beerdigung und ist für sie der Ansprechpartner. Man kann den Menschen in einer der schwierigsten Situationen ihres Lebens helfen", sagt Christoph. Durch die vielen Jahre Erfahrung im Familienbetrieb war ihm schon vieles bekannt, als er im Sommer 2003 mit der Ausbildung in Bad Kissingen begann. "In vier Hauptfächern erlernten wir die Grundlagen für den Beruf ,Bestattungsfachkraft'." Das Friedhofsrecht, Gesetze sowie Riten und Gebräuche lernten die 25 Auszubildenden in "Versorgung und Bestattung". In "Beratung und Betreuung" wurden sie in die Trauerpsychologie eingeführt, kaufmännisches Wissen war Inhalt der "Betriebsprozesse", und in der "Geschäftsdokumentation" wurden sie in die Buchführung eingewiesen. "Während der Ausbildung habe ich viel gelernt", erklärt Christoph und nimmt einen 600-Seiten-Schinken aus dem Bücherregal hervor: ",Todesfall- und Bestattungsrecht' - das hätte ich mir selbst wohl nicht gekauft", meint er. Mit seiner Klasse in Bad Kissingen habe er auch viele Lieferanten von Särgen oder Bestattungswäsche besucht: "So kann man den Kunden erklären, warum der eine Sarg oder die Decke qualitativ unterschiedlich und teurer sind." Interessant seien auch die vielen Gespräche unter den Mitschülern gewesen. Gemeinsam hätten sie auch neue Ideen entwickelt: "Ich möchte eine Gedenkseite im Internet machen, bei der man Fotos, virtuelle Kerzen, und ein Kondolenzbuch anlegen kann." Mit seinen Freunden spricht er jedoch selten über den Beruf. Bestatter ist für den 24-Jährigen sein Wunschberuf - obwohl er bei seiner Arbeit tagtäglich mit dem Tod konfrontiert wird. "Ich habe meinen Glauben, dass es nach dem Tod weitergeht", sagt Christoph. "Wenn man Angst vor dem Tod hätte, würde man wohl die Arbeit auf Dauer nicht aushalten." Und welche Eigenschaften braucht man für den Beruf eines Bestatters? "Die richtige Mischung aus Einfühlungsvermögen und Distanz ist wichtig, damit man als Mensch den Angehörigen zur Seite steht, aber nur so nahe kommt, dass es einen selbst nicht belastet." Ein Ausgleich sei wichtig. "Ich schalte ab, wenn ich als Sänger mit der Band ,Undercover' auf der Bühne stehe", erzählt der Bestatter.

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