Kleine Strolche als große Chance

TRIER. Eine große Herausforderung und zugleich eine ebenso große Bereicherung – so beschreibt das Erzieherinnen-Team der Kindertagesstätte (Kita) St. Adula in Trier-Pfalzel die Veränderung: Seit September finden auch Kinder unter drei Jahren Platz in der Kita. Die Kita befindet sich damit an der Spitze eines Trends.

"Komm, wir gehen mal nach den Babys gucken!" Lena reicht ihrer Freundin Isabel die Hand, und beide machen sich auf den Weg zur Sensationsgruppe im Pfalzeler Kindergarten. "Die kleinen Strolche" - so der treffende Name der neuen Gruppe, in der neuerdings täglich zwischen 7.30 und 14.30 Uhr fünf Zwerge auf teils noch recht wackeligen Beinen ihre neue Welt erkunden. "Die kleinen Strolche" ist Pfalzels Krippengruppe, die nach mehr als einjähriger Planungs- und Konzeptionsphase mit dem neuen Kindergarten-Jahr Gestalt annahm. Die Begründung kann beispielhaft für viele Einrichtungen in der Region in den kommenden Jahren gelten: "Sinkende Kinderzahlen und vermehrte Anfragen von Eltern haben uns vor allem auf den Weg zu dieser Entscheidung gebracht", erläutert Anne Breit-Klären vom Planungsteam. Da im Regel-Kindergarten nicht mehr genügend Kinder gemeldet waren, hätte voraussichtlich eine Gruppe nach den Sommerferien geschlossen werden müssen. Eine der Folgen: zwei Erzieherinnen ohne Arbeit."Ein Prozess, der uns bereichert"

Dazu müsse es nicht kommen, da waren sich die Team-Mitglieder einig. Denn vermehrt hätten schon Eltern in der Einrichtung nach Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren gefragt. Also setzte sich das zwölfköpfige Kita-Team mit der Frage auseinander, ob und wie Krippen-Kinder integriert werden können. In einem Konzept fassten die Erzieherinnen ihre Überlegungen zusammen und stellten sie dem Betreiber, der Pfarrgemeinde, sowie der Stadt vor. Nachdem von beiden Seiten grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert wurde, hospitierten alle Erzieherinnen in anderen Einrichtungen, um so Erfahrungen und Ideen für den Umgang mit den Kleinkindern zu sammeln. Anne Breit-Klären: "Unsere Einrichtung befindet sich in einem Prozess, der sehr bereichernd ist und uns alle zum Überdenken bestehender Strukturen motiviert." Bis Ende Oktober läuft für die "Minis" die Zeit der Eingewöhnung. Wenn das letzte der zehn Krippenkinder dann "gelandet" ist, wird es zunächst um das genaue Kennenlernen gehen. "Wichtig wird dann sein, dass die Kinder zu einer Gruppe zusammenwachsen, und dass wir mit den Kindern den besten Weg finden, unser Konzept mit Leben zu füllen", nennt Tanja Fusenig die Ziele der nächsten Wochen. Zusammen mit ihrer Kollegin Jutta Kaschner leitet sie die Strolchen-Gruppe, unterstützt werden sie von Jutta Lorenz. "Das Arbeiten mit den Kleinen ist ein völlig anderes als das mit Drei- bis Sechsjährigen. Und doch ist es bis jetzt viel unkomplizierter angelaufen, als wir uns das vorgestellt haben", sagen sie. Vor einer Herausforderung steht auch das gesamte Team der Kita St. Adula. So sind die personellen Möglichkeiten für den Regelbereich enger geworden, da in der Krippengruppe zwei Erzieherinnen fest gebunden und somit nicht mehr als Vertretungen etwa in Krankheitsfällen einsetzbar sind. Zudem, sagt Anne Breit-Klären, würden in der "Bärengruppe" 16 Regelkinder übergangsweise mit vier Krippenkindern im Alter zwischen zwei und drei Jahren betreut. Auch das sei personalintensiv. Aber, und darauf legen alle Erzieherinnen großen Wert, seien "die Kleinen für unsere Einrichtung unheimlich wichtig". Die heiße Startphase mit den neuen Krabbelkindern haben alle Beteiligten in der Kita Pfalzel offensichtlich bestens gemeistert. Auch die Umbauten in zwei Räumen sind nahezu abgeschlossen: Ein heller, freundlicher Gruppenraum sowie ein kuscheliges, gemütliches Schlafzimmer stehen für die "Neuen" zur Verfügung. "Es ist zwar manchmal super anstrengend und nicht so einfach, etwa, wenn so ein Kleines weint und man nicht genau weiß, was es jetzt will. Aber diese Arbeit macht unheimlich viel Spaß. Mittags weiß man einfach, was man geschafft hat", bekennt Tanja Fusenig mit einem Schmunzeln. Und für die Großen Kita-Kinder gehören die Zwerge inzwischen zum Alltag. Nicht nur Lena und Isabel tauchen mehrmals am Tag bei den Strolchen auf, um die Babys ausgiebig zu bestaunen und zu betüddeln und so einen wichtigen Beitrag zu leisten, dass sich die Krippenkinder von Anfang an richtig wohl fühlen.

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