KOLUMNE

Sind wir mal ehrlich: Jeder von uns hat 'ne Macke, mehr oder weniger stark ausgeprägt, mehr oder weniger auf den ersten Blick zu erkennen. Manche Macken sind angeboren (hier gelten mildernde Umstände), andere im Laufe eines Lebens erworben (was denn differenzierter zu betrachten ist). Manche Macken sind durchaus liebenswert, andere gehören ad hoc und direkt gleich ins Reich der Verbannung. Allein die Macken meiner Familie (mich eingeschlossen) würden reichen, diese Wochenend-Kolumnen bis an den St. Nimmerleinstag zu füllen, aber - wie das nun einmal so ist mit Macken - keiner gibt sie gerne zu. Erst recht nicht öffentlich, schwarz auf weiß gedruckt in der Zeitung. Tja, und hier nun beginnt mein Problem. Will sagen: Je älter meine Kinder werden, desto schwieriger gestaltet sich für mich die Themenauswahl meiner Kolumne. Mitunter vergehen Tage, Wochen bis ich meinen Lieben ein Thema abgerungen habe. Bei den schrillsten (und daher unterhaltsamsten) Geschichten tönt es drohend durch Haus und Garten: "Wehe Mama, wenn du das schreibst!"... Da sitze ich nun vor meinem Computer, könnte Köstliches zum Besten geben und darf es doch nicht. Die Kunst liegt in der Verfremdung, hat einmal ein berühmter Mensch gesagt. Aber wie bitte soll man Macken verfremden? Macken sind befremdlich genug, oder? Ich könnte natürlich auch über unsere Nachbarn schreiben oder unsere Freunde. Auch hier wären einige Absonderlichkeiten durchaus berichtenswert. Nur fürchte ich, es gelten die gleichen Gesetze wie bei meinen Kindern: Lynchjustiz. Schreiben kann einsam machen. Und daher lassen wir das für heute mit den Macken, Meisen und anderen Merkwürdigkeiten. Das nächste Mal, ich verspreche es, gibt's wieder 'ne Story über den ganz normalen Familien-Wahnsinn. Sandra Blass-Naisar In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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