KOLUMNE

Es gibt Männer für alle Fälle. Und es gibt Männer für alle Felle. Obelix zum Beispiel ist ein Mann für alle Fälle und Felle. Er haut auf jeden Fall den Römern eins auf die Mütze, um ihnen oder den Wildschweinen, die er bevorzugt verspeist, anschließend das Fell über die Ohren zu ziehen.

Obelix ist verfressen, naiv, treu, kampfeslustig, brachial, und unheimlich stark. Eine Mischung, die meinen dreijährigen Sohn so fasziniert, dass er das Krankheitsbild der Obelixomanie entwickelt hat. Obelix ist sein Held. So will auch er mal werden. Ein Wunsch, der sich hoffentlich so schnell verflüchtigt wie Zaubertrank. Denn der Dicke entwickelt sich zu einem echten Quälgeist. "Ich bin so stark wie Obelix!", ruft Nicholas mit hochrotem Gesicht und versucht, das Sofa hochzuheben, um anschließend zu krähen: "Mama, ich kann auch dich tragen", was angesichts meines Gewichts katastrophale Folgen hätte. Bis vor kurzem führten Onkel Alex und Onkel Ernie die Messlatte der stärksten Männer der Welt an. Nun sind sie ihres Platzes verwiesen worden. Wer kann schon etwas gegen Obelix ausrichten? Selbst im Kindergarten klebt der genusssüchtige Franzose wie ein Schatten an unserem Sohn. Denn auch dort scheinen die Jungs ständig wissen zu wollen, wer am stärksten ist - warum nicht am klügsten? Und es gibt keinen köstlicheren Triumph als den, einen Kumpel in den Staub gerungen zu haben. Leider fehlen diese Sparringspartner zu Hause. Als Notnagel muss Papa herhalten, weil ich mich in diesem Falle gerne als Angehörige des schwachen Geschlechtes verkaufe, gegen das Krieger unmöglich kämpfen können. Papa wird, kaum er durch die Haustüre getreten ist, nach allen Regeln der Kunst überfallen, niedergekämpft und fast immer überwältigt. Fair geht es dabei selten zu (wieder eine Obelix-Parallele). Zum Schluss sitzt der Sieger grinsend auf dem Kopf des Besiegten. Lorbeeren für Nicholix, den Treverer! Keine Frage, dass wir unseren nächsten Urlaub in der Bretagne verbringen müssen, der Heimat des Obelix, der, wie Nicholas unerschütterlich glaubt, dort immer noch Römer in die Luft schießt. Sein innigster Wunsch ist außer einem Piratenschiff, den aufmüpfigen Gallier kennen zu lernen. Beim Mittagstisch offenbarte er mir eine verblüffende Logik: "Mama, wenn der Nikolaus kommt, vielleicht kommt dann auch der Obelix." Wer weiß? Nix ist unmöglich.Verona Kerl

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