KOLUMNE

Kinder kosten nicht nur Nerven, sie kosten auch Geld. Kuhmilch sollen sie im ersten Lebensjahr keine trinken: Die Alternative der Babynahrungshersteller hat sich im Preis gewaschen. Und dann gibt es ja auch die Edelmarke unter den Milchpülverchen: die für allergiegefährdete Kinder.

Man will ja kein Risiko eingehen. Dazu kommen pro Kind die etwa 3000 Windeln in den ersten zwei Lebensjahren inklusive Feuchttüchern. Wer sicher gehen will, dass die Lebensmittel fürs Baby 1a kontrolliert sind, der legt auch noch das Geld für Bionahrung hin. Beiträge für Babymassage-Kurs, Pekip-Gruppe, Krabbel- und Spielgruppe sowie der Kindergartenplatz kommen hinzu. Wollen die strapazierten Eltern mal ohne die lieben Kleinen vor die Tür gehen, geht das nicht ohne Babysitter. Es läppert sich. Aber Kinder helfen auch sparen. Die Vergnügungen der Eltern nehmen rapide ab. Weder Restaurant, Kneipe, Kino oder Theater sind geeignete Ausflugsziele für die ganze Familie. Auch für teure Hobbys bleibt keine Zeit. Telefonieren mit der Freundin macht auch keinen Spaß mehr, zusammenhängende Gespräche sind passe. Wir schaffen gerade die Begrüßung, dann zerrt schon das erste Kind am Hörer: "ICH will telefonieren!!!" Ich flüchte vor meinem Kind, das mit aller Macht versucht, mir das Telefon zu entreißen. Kein Entkommen. Das Geschrei lässt mich den Plan aufgeben, mich für ein paar Minuten in ein anderes Zimmer zurückzuziehen. Bringt nichts, da jetzt das Kind meiner Freundin vom Stuhl gepoltert ist und so laut schreit, dass kein Wort mehr zu verstehen ist. Da bleibt nur die Kapitulation: Gespräch beenden, Kinder beruhigen. Da lob ich mir doch den Anrufbeantworter. Mein Sohn hat mir gezeigt, wie man mit dieser Technik in ständigem Kontakt mit der Außenwelt bleibt - auch ohne zu telefonieren. Dafür schiebt sich mein Kleiner einen Stuhl an die Kommode, auf der Telefon und Anrufbeantworter stehen, und drückt ein ums andere Mal den Knopf, der die Nachrichten abspult. Und so spricht einhundert Mal am Tag Tante Claudia zu ihm. So günstig kann Telefonieren sein. Sybille Schönhofen In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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