KOLUMNE

Schon als Kind störte mich das laute, kollektive und ungehemmte Geplärr, Geschunkel und Gefeiere an Fastnacht. Nun ist meine Antihaltung aus verschiedenen Gründen ein wenig aufgeweicht. Zum einen predigt mir eine enge Freundin, von ganzem Herzen Kölnerin, seit zehn Jahren die Faszination der fünften Jahreszeit.

Zum anderen führte mich mein Lebensweg direkt in die Höhle des Löwen - und wer erst einmal im Rheinland wohnt, ist dem hochansteckenden närrischen Virus schutzlos ausgeliefert. Drittens: Mein Mann ist ein vollblütiger Narr! Von Kindesbeinen an! Kein Wunder, schließlich hat sich schon seine Großmutter mütterlicherseits in der Eifel als Büttenrednerin einen Namen gemacht. Auch Oma und Opa väterlicherseits ließen keine Sitzung aus. Aus Angst davor, unsere Kinder könnten ebenso wie ihre Mutter von antikarnevalistischer Muffeligkeit beseelt sein, hat mein Liebster von Anfang an daran gearbeitet, den beiden Nachkommen die Narretei mit in die Wiege zu legen. Beim Windelwechseln steht er am Wickeltisch, zieht sich die Kinderstrumpfhose über den Kopf und schwingt die herunterbaumelnden Beinhüllen. Bevor die Jungs ahnen, welchen Sinn ein BH macht, hat ihnen Papa schon erklärt, dass sie die komischen Dinger prima als Augenklappen nutzen können. Mit Luftballons zeigt mein Mann den Kindern, wie sie schwanger aussehen können oder bindet sie ihnen über die Ohren, womit sie aussehen wie Micky Maus. So wie die Kleinen nach den Fremdkörpern über dem Gesicht hauen, gewinne ich den Eindruck, dass die Verkleidungslust meines Mannes größer ist als die der Kinder. Aber Aufgeben ist nicht! In den beiden müssen zwei echte Karnevalisten stecken. Die Ansätze lassen auch hoffen. Vergangenes Jahr hat der Zweijährige als Feuerwehrmann den Kordeler Zug verfolgt. Dort hat er ein neues Wort gelernt: "Kauleidi". Und er fragte nicht, was das heißt. Hauptsache, es lässt sich gut gröhlen! Damit hat er ein Prinzip der Fastnacht schon verstanden. Und der Rest kommt auch noch. Na, Prost! Sybille SchönhofenIn unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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