KOLUMNE

Übellaunige Männer und meckernde Kinder - ein Alptraum für jede Frau, oder? Klarheit hierüber fand ich mitten im Getümmel des verkaufsoffenen Sonntags in Wittlich. Wohlweislich war ich allein unterwegs.

Schon als ich mir einen Weg durch die Innenstadt bahnte, wurde mir bewusst, dass dieser Einkauf wohl doch nicht so stressfrei werden würde. Endlich in der Fußgängerzone angekommen, versuchte ich einen Weg durch das Gedränge zu finden. Als Einzelperson hatte ich es da einfacher als die Familien um mich herum. Ich hörte jetzt immer öfter die murrigen Stimmen einiger Männer, die einfach nicht verstehen konnten, dass so viel Betrieb in der Stadt war, und sie unbedingt genau an diesem Tag nach Wittlich mussten. Ihren Unmut taten sie dann auch lautstark kund: "Mensch, geh doch da rum, da ist doch nicht soviel Betrieb." oder: "Mussten wir ausgerechnet heute hierhin kommen?" usw. usw. Amüsiert darüber, setzte ich meinen Weg fort. Durch das Gedränge blieb mir nichts anderes übrig, als eine Weile hinter einer Familie zu gehen, die genau dieses Schicksal ereilte: ein Mann, eine Frau und zwei kleine Kinder. Eines davon war derselben Meinung wie Papa und meckerte mit ihm um die Wette. Ich beobachtete die Frau und konnte in ihrem Gesicht ablesen, was in ihr vorging. Ich war gespannt darauf, wann ihr der Kragen platzte. Plötzlich wendete sie sich, völlig ruhig, mitten in einem Mecker-Redeschwall, an ihren Mann und sagte: "Schatz, gibst du mir bitte mal deinen Geldbeutel?" Der Mann, ganz perplex, gab ihn ihr. Lächelnd und triumphierend zugleich gab sie ihm dafür den Kinderwagen und sagte: "Danke, in einer Stunde treffen wir uns beim Auto", drehte sich um und verließ fluchtartig, so weit dies möglich war, die Fußgängerzone. Völlig geschockt stand er nun da: zwei Kinder, ohne Geld und mitten im Getümmel. Denken Sie jetzt nicht, ich sei schadenfroh, aber ich konnte mich nicht mehr halten vor Lachen und kann nur sagen: Hut ab vor dieser Frau! Ute Kuhnen In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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