Da kommen Großkampftage auf uns zu. Meine Frau trifft die Menüauswahl, kreiert die Dekorationen, Tischband, Türkranz, wer backt welchen Kuchen? Und was noch? Kehren, Putzen, Wischen, das Wohnzimmer auf Hochglanz. Und weil wir das Familienfest zu Hause feiern, ist Umräumen angesagt: Sofa raus, Ausziehtische rein, wo kriegen wir noch acht Stühle her? Junior bestimmt die Sitzordnung: Die Oma sitzt neben mir. Mein eher bescheidener Beitrag erstreckt sich auf's Staubsaugen, und ich bin für die Getränke zuständig. Endspurt auch fürs Kommunionkind; Termine in der Kirche: Einüben der Lieder und Generalprobe, damit niemand bei der Prozession aus der Reihe tanzt. Aber unser Sohn macht schlapp: "Mama, ich hab' Bauchweh." Wenn das mal gut geht! Ausnahmezustand! Nur nicht die Nerven verlieren. Dann der große Tag. Der Kommunionanzug passt noch, die neuen Schuhe auch. Der Kommunikant hat sein Bauchweh vergessen; das Ablenkungsmanöver mit der neuen Armbanduhr funktioniert. Wer sagt's denn: Alle vergessenen Schweißperlen umsonst. Messfeier prima, Essen ausgezeichnet, Fotoaufnahmen gelungen. Alles gut. Nach dem erfolgreichen ersten Akt folgt tags darauf das Finale Furioso, die Kaffeetafel mit der Nachbarschaft. Beim Blick auf das Kuchenbuffet kriege ich weiche Knie, nichts für Diabetiker. Das Fassungsvermögen des Gabentisches ist allmählich erschöpft; das Fest hat sich offensichtlich gelohnt! "Was meinst du, die Baiser-Torte mit Kirschwasser hat den Kaffetanten wohl am besten geschmeckt?", frage ich meine Frau bald darauf im Bett. Keine Antwort. Ob sie wohl schon eingeschlafen ist? Manfred Reuter In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag. Das gleichnamige Buch mit 60 Kolumnen ist für 9,90 Euro in allen TV-Pressecentern erhältlich.