KOLUMNE

Huch, da gibt es noch jemand anderen. Neben mir. Strampelt, nuckelt und schläft. Faszinierend. Wer das wohl ist? Unsere Kleinen entdecken derzeit ein neues Spielzeug: ihren Zwilingsbruder. Als stolze Eltern können wir uns daran nicht genug sattsehen.

Alles begann damit, dass Pablo beim Strampeln etwas Weiches traf: Ein Blick nach rechts, prompt erstarrte unser kleiner Sohn. Aufmerksam studierte er das ihm gegenüber liegende Gesicht seines Bruders Luis, der das gar nicht mitbekam und weiterhin fröhlich nach einem Plastikball über seinem Kopf griff. Was Pablo da wohl durch den Kopf gegangen sein mag? Jedenfalls verzog er wenige Sekunden später seinen Mund zu einem (noch) zahnlosen Lachen. Wie schön. Stück für Stück, jeden Tag immer mehr, entdeckt unser frischgebackener Nachwuchs seine Umwelt. Das kreiselnde Schäfchen über dem Bett oder der Mexikaner mit seinem Eselchen über dem Wickeltisch sind bereits ein alter "Hut". Trotzdem freuen sich unsere Kleinen und quittieren das langsame Drehen der Figuren weiterhin mit freudigem Beinstrampeln. Auch ihre Hände haben sie entdeckt, neulich erwischte Pablo einen Zipfel der Haare seiner Mama. Ein Spaß - für den Kleinen natürlich, der kräftig zog. Bruder Luis neigt hingegen dazu, sich seinen kuscheligen Schlafhund partout in den Mund stecken zu wollen. Seit die beiden aber ihre Umgebung auch aus der Bauchlage entdecken, stehen vor allem sie selbst im Vordergrund. Für uns wie eine Ewigkeit wirkend, betrachtet sich unser Nachwuchs aufmerksam, abgestützt auf den Händchen, und lacht sich gegenseitig an. Meistens geht dann einer der beiden "runter", den Kopf in der Krabbeldecke versteckend, bevor der Blick wieder nach oben wandert. Und siehe da: Das Gegenüber hockt noch immer dort und schaut einen an. Das Schauspiel entschädigt uns für anderes: die sich derzeit wieder häufenden 3-Uhr-früh-"Wach auf, unsere Söhne schreien"-Rituale. Allerdings ist auch das Brüderchen vergessen, sobald sich ein riesengroßer Vollmond, dunkle Brille im Gesicht, breit grinsend und "Guuga" sagend, in ihr Blickfeld rückt. Fragt sich nur, wann unsere süßen Wonneproppen erkennen, wer der alberne Clown über ihnen tatsächlich ist. Miguel Castro In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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