KOLUMNE

Manchmal gehen Wünsche schneller in Erfüllung als erwartet. Erst letzte Woche hat sich unsere jüngere Tochter sehnlichst ein Haustier gewünscht. "Vielleicht Mäuse, wie meine Freundin sie hat." "Mäuse haben wir genug im Garten", entgegnete ich.

Und nicht nur dort, wie wir kurz darauf feststellten. Eines Mittags nämlich huschte ein flinkes braunes Fellbündel mit Schwanz durch die Küche. Das führte zu gleichermaßen spitzen Schreien und einem grandiosen Hechtsprung unserer Ältesten auf die Küchentheke. Begeisterung hingegen bei unserem Jüngsten, Joschka, und seinem Freund, bei denen archaische Jagdinstinkte geweckt wurden. Denn die Maus erwies sich als ungewöhnlich schnell und überwand mühelos hastig aufgestellte Hindernisse. Genau so wie wir - allerdings in die entgegen gesetzte Richtung. "Das dürft ihr machen", sagte ich generös und drückte den Jungs zweckentfremdete Küchensiebe und Fliegenhauben als Fang-Utensilien in die Hände. Hoffend, dass sie meine Unkenntnisse in der Mäusejagd nicht bemerken. Mann gegen Maus, doch das Tierchen war schneller, türmte in die andere Ecke und verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen hinter den Küchenschränken. Dank der skandinavischen Bauweise unserer Küchenmöbel hatten wir schon nach drei Stunden alle Sockel-Verblendungen abgebaut, die Elektrogeräte heraus gerückt und die Schränke geleert. Inmitten des Chaos' ein dröhnender Ghettoblaster, aus denen die Toten Hosen grölten. Denn Joschka wollte nicht etwa die Maus zum Tanzen bringen, sondern weiß von der vertreibenden Wirkung des Schalls. "Ich bin kurz davor, durchzudrehen", sang er lautstark und sprach mir damit aus vollem Herzen. Auch die Maus hatte genug von den Toten Hosen und blieb verschwunden. Wohin, wissen wir nicht. Vielleicht in ein kleines Wandloch unter der Spüle, das die ganze Jagdgesellschaft in respektvollem Halbrund beäugte. Was nun? Waffeneinsatz ist nur 'was für den fernen Förster-Onkel, Tod bringende Fallen sind pädagogisch verwerflich (siehe Haustier-Wunsch). Nachdem die Familie in den folgenden 48 Stunden die Küche ungewöhnlicherweise mied und weitgehend auf Diät lebte, war die Lebendfalle des Nachbarn die rettende Lösung. "Ein Haustier für Rebekka, vital und kostenlos", rief ich erleichtert dem putzigen Mäuschen zu. "Ich will aber was Zahmes", wehrte Rebekka entgeistert ab. Vielleicht wäre eine Katze doch besser...? Gabriela Böhm In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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