KOLUMNE

Mittwochs ist Männertag. Und auf den freuen sich meine beiden Jungs die ganze Woche über. Am Mittwoch können sie machen, was sie wollen – ohne Überwachung, ohne Kontrolle, ohne Nörgeln.

Mittwochs ist Männertag. Und auf den freuen sich meine beiden Jungs die ganze Woche über. Am Mittwoch können sie machen, was sie wollen - ohne Überwachung, ohne Kontrolle, ohne Nörgeln. Gesegnet sei die Teilzeitarbeit! Denn seit ich mittwochs arbeite und mein Mann dafür zu Hause bleibt, haben die beiden einmal in der Woche sturmfreie Bude. Der Sturm äußert sich in einer kompletten Belagerung des Wohnzimmers. Weder auf Teppich, Sofa, Tisch oder Holzfußboden findet sich ausreichend Platz für ein durchschnittlich großes westeuropäisches Hinterteil. Playmobil-Figuren kapern Schiffe und greifen Feuerwehrstationen an. Rabiate Piraten werden in selbst gebaute Gefängnisse eingemauert. Radikale Barbarenkrieger in den Betonmischer geworfen. Rabautzige Wikinger unter Sofakissen auf Eis gelegt. Zur Stärkung gibt es Fischstäbchen mit Kartoffelpüree und Ketschup, zum Nachtisch Gummibärchen. Da ich weiß, dass es beiden gut geht, rutsche ich nicht abends ab halb sieben unruhig auf meinem Schreibtischstuhl hin und her, weil ich Oma, Opa oder Tagesmutter ablösen muss, und wenn ich Glück habe, überraschen mich die zwei abends sogar mit (selbst gekaufter ) Pizza oder einem Döner. Wenn der Vater mit dem Sohne den ganzen Tag zusammensteckt, erlebt mein Mann gute Zeiten, schlechte Zeiten und kann mich donnerstags umso besser verstehen, wenn ich abends ebenso müde bin wie er.Zwei Männer wie Pech und Schwefel. Doch auch bei den beiden kracht es manchmal gewaltig. (Wie beruhigend, dass nicht immer ich die Böse bin.) Das Gewitter, das sich dann entlädt, ist nicht von schlechten Eltern. Neulich fiel Nicholas in einen Kampfesrausch. Die Playmobil-Piraten waren offenbar zu mickrig, um seiner überbordenden Angriffslust Ausdruck zu verleihen. Also zückte er sein Piratenschwert und ging damit auf seinen Papa los. Nach einem handfesten Scharmützel schleuderte er kurzerhand die Waffe und traf seinen Papa an der Lippe. Da war Schluss mit lustig. Abends saß der Kleine in einer Ecke auf dem Sofa und war motzig, der Große angesäuert und wortkarg.

Beim Schlafengehen fragte Nicholas: "Gell, Mama. morgen haben wir Frauentag?"

Verona Kerl

In unserer Kolumne "Familienbande" glossieren wechselnde Autoren den familiären Alltag.

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