Kommunion: Erst Kirche, dann Kommerz?

BITBURG-PRÜM/DAUN. Kaum ist Weihnachten vorüber, stecken viele Eltern schon in den Vorbereitungen für das nächste große Ereignis: die Erste Heilige Kommunion ihres Kindes. Die passende Kleidung muss gekauft, das Essen ausgerichtet, Einladungskarten geschrieben werden. Und das ist noch lange nicht alles.

 Ein besonderes Fest für die ganze Familie: Die Erste Heilige Kommunion wird meist groß gefeiert.Foto: TV -Archiv Robert Herschler

Ein besonderes Fest für die ganze Familie: Die Erste Heilige Kommunion wird meist groß gefeiert.Foto: TV -Archiv Robert Herschler

DieErste Heilige Kommunion: Was da an Organisation und Kosten aufEltern zukommen, ist fast vergleichbar mit einer Hochzeit. Nehmenwir an, Verena Wiegand (Name fiktiv) geht im Mai zurKommunion. In einem Modehaus in Bitburg kaufen die Eltern diekomplette Ausstattung. Das Sortiment bietet: Kleider von 179 bis289 Euro, Strumpfhosen von sechs bis zwölf Euro, Unterwäsche von18 bis 20 Euro, Strickjacke für 59 Euro, Haarschmuck für 22,95Euro oder Krönchen für 46,95 Euro, Täschchen von 15 bis 20 Euro,Kerzenröckchen für 17,95 Euro, Tropfenfänger für fünf Euro. Familie Wiegand entscheidet sich für ein Kleid im Wert von 179 Euro, nimmt die Strumpfhose für zwölf Euro, die Strickjacke für 59 Euro, den Haarschmuck für 22,95 Euro, Kerzenröckchen und Tropfenfänger, macht zusammen 295,90 Euro.

Nebenan im Schuhgeschäft wird ein Paar Schuhe für 35 Euro gekauft. Mutter Wiegand braucht auch neue Schuhe, passend zum neuen Kostüm. Sie kauft welche für 60 Euro. Zur Feier des Tages haben sich auch Vater und Sohn Maximilian neue Kleidung gekauft. Zusammen mit dem Kostüm der Mutter schlagen 300 Euro zu Buche. Verena geht noch zum Friseur und bekommt einen Schülerschnitt für 20 Euro. Der Rest der Familie zahlt 80 Euro.

Für 25 Personen (davon fünf Kinder) ist mittags ein Tisch in einem gutbürgerlichen Restaurant bestellt. Für ein Viergang-Menü, bestehend aus Suppe, zwei Fleischgängen und Dessert berechnet der Wirt 17 Euro pro Person. Dazu kämen zirka fünf Euro an Getränken, wären demnach zirka 22 Euro pro Erwachsener. Kinder bis zehn Jahre zahlen die Hälfte. Für den Tischschmuck (drei Gestecke) werden 35 Euro in Rechnung gestellt. Kaffee und Kuchen serviert die Familie zu Hause, dafür hat Mutter Wiegand Zutaten für 30 Euro eingekauft. Für den Nachbarschaftskaffee fallen noch mal 60 Euro an, da auch Kuchen in der Bäckerei gekauft wird. Vor die Haustür stellt Familie Wiegand zudem zwei geschmückte Bäumchen, die sie in der Gärtnerei für je 12,50 Euro gekauft hat.

In der darauf folgenden Woche geht es zum Fotografen. Dieser bekommt 35 Euro für die Aufnahmen. Vater Wiegand bestellt als Danksagung 150 Fotokarten, Stück für 70 Cent. Da nicht alle Gratulanten im Dorf wohnen, verschickt Mutter Wiegand die Danksagungen teilweise per Post. Für das Porto zahlt sie 70 Euro.

Die Kommunionmappe für den Unterricht hat zehn Euro gekostet. Für das Geschenk für die Katecheten werden ebenfalls zehn Euro eingesammelt. Familie Wiegand hat für die Kommunion ihrer Tochter ausgeben: 1665,90 Euro.

Dass mit viel Eigenarbeit eine Kommunionfeier nicht ganz so teuer sein muss, beweist die Kostenaufstellung einer anderen Familie (Name der Redaktion bekannt) aus der Pfarrgemeinde Pronsfeld. Hier ist ihre Rechnung:

Kommunionmappe/Unterricht: zehn Euro, Anzug gebraucht: 50 Euro, Hemd neu: 25 Euro, Schuhe gebraucht: 30 Euro, Schlips neu: 15 Euro, Taufkerze: 0 Euro, da von der Taufe aufgehoben, Kerzenröckchen: 20 Euro, Kerzentropfer: zwei Euro, Friseur für vier Personen: 80 Euro, Kleider für restliche Familie (zwei Erwachsene, ein Kind) 250 Euro, Einladungen und Tischschilder selbst gefertigt: zehn Euro, Servierten, extra dick: 20 Euro, Lebensmittel (22 Gäste an der Kommunion, 35 Nachbarn zum Kaffee): 300 Euro, Köchin: 110 Euro, zwei Eisbomben aus Belgien: 50 Euro, Getränke: 80 Euro, Spenden Pater Josef: 15 Euro, Geschenk für Katecheten zehn Euro, Fotos selbst gemacht, 140 Abzüge: 60 Euro, 140 Karten selbst gebastelt: 15 Euro, Porto: 15 Euro, Fahrtkosten: 40 Euro, gedruckte Servierten für Nachbarschaftskaffee: 25 Euro, Blumendekoration: 30 Euro, Dekoration für Haustür: 30 Euro. Macht zusammen: 1292 Euro.

"Sprengt die Kommunionfeier den finanziellen Rahmen einer Familie?", wollen wir von Petra Schweisthal, Pastoralreferentin aus Pronsfeld wissen. "Nein", lautet ihre klare Antwort. Wer sich wie viel zumutet, ist allein Entscheidung der Familie. "Einem Kommunionkleid sieht man nicht an, ob es schon mal getragen wurde", sagt sie. Die Basare mit gebrauchter Kommunionkleidung erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. "Hier kann man für einen Bruchteil des Neupreises Kleidung kaufen."

Durch das Tragen einer Kutte werde das Fest indes finanziell nicht überschaubarer, glaubt die Pastoralreferentin. Sie hätte beobachtet, dass die Kinder sofort nach der Kirche die Kutten auszögen und dann darunter neue Kleider trügen. Außerdem müssten die Kutten nach Gebrauch gereinigt werden. Generell könne sich jedenfalls jede Familie eine Kommunion "leisten", sagt Petra Schweisthal.

Unter den Teilnehmern an der Coupon-Aktion (siehe oben) verlosen wir zehn Kommunion-Torten. Für die Mühe und das Entgegenkommen bedanken wir uns bei: Utters & Sohn, Dockweiler, Laubach GmbH, Balesfeld; Bäckerei Kalsch, Gillenfeld; Theis Mühle, Biersdorf; Bernd Lenerz, Schalkenmehren; Kylls Backstube, Arzfeld; Clemens GdR, Wallenborn; Café Endres, Prüm; Café Elsen, Bitburg; Konditorei Weber, Gerolstein.

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