Konflikte lösen ohne Verlierer

Wozu dienen uns unangenehme Gefühle wie Ärger, Wut und Zorn? Sie scheinen doch nur unseren Alltag und unsere Beziehungen in Partnerschaft, Beruf und Freundeskreis zu stören. In aller Regel wünschen wir uns angenehme Beziehungen und Situationen!

"Man will ja nicht gleich wegen allem streiten. Deshalb: "Schwamm drüber". Leider passiert häufig dann genau das Gegenteil: Ehen zerbrechen, Freundschaften platzen, die "gute" Atmosphäre im Betrieb kippt, und keiner weiß so recht warum. Dabei hatten es alle gut gemeint! Aggressive Gefühle wie Ärger sind psychologisch zunächst nichts anderes als eine Reaktion auf etwas, was "mir nicht passt", beim Partner, an den Eltern, den Kindern, Kollegen... Die angemessene Äußerung von Ärger dient dazu, wieder in den inneren Ausgleich zu kommen, das heißt, seelisch und körperlich wieder gut gestimmt zu sein. Häufig vermeiden wir die Äußerung von Ärger, da wir Folgen fürchten, beispielsweise den Verlust eines Menschen oder Sympathie von anderen. Und genau das Gegenteil passiert: In guter Absicht vermeiden wir, über Unangenehmes zu sprechen. Die Eskalation folgt in ganz anderen, lapidaren Situationen. In der Sprache der Psychologie könnte man sagen, wir kleben lauter kleine "Ärgermärkchen" in ein unsichtbares Rabattmarkenheft (payback). Irgendwann bekommen wir von jemand die letzte "Marke", klappen das Heft zu und reagieren viel zu heftig. Das Fass läuft über. Mein Tipp: Schauen Sie in Ihrem Alltag einfach mal, in welchen Situationen Sie sich ärgern, aber um des lieben Friedens willen nichts sagen (und Sie vielleicht stattdessen ein Magengeschwür, hoher Blutdruck oder ein Migräneanfall plagt). Also: Wo kleben Sie ein "Ärgermärkchen"? Überlegen Sie nun, wie Sie beim nächsten Mal diese Situation ansprechen könnten, anstatt zu "kleben". Dieses sich frühzeitig "Luft" machen sollte angemessen und nicht vor Unbeteiligten stattfinden, andere nicht gefährden oder Ihre Existenz verunsichern. Konstruktiver Umgang mit Ärger stärkt Beziehungen. Es muss eben nicht immer erst ein Gewitter sein, das die Luft reinigt. Um beim Bild der Rabattmärkchen zu bleiben: Lieber reden als kleben! Stefan Pigulla Berater für Sozialberufe www.wsb-pigulla.de

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