"Krank und arm, dann ist es aus"

TRIER. Lucia Sicali-Safari ist allein erziehend, krank und arm. Dank der Hilfsbereitschaft der TV-Leser, die ein Artikel vor Weihnachten auslöste, blickt sie jetzt hoffnungsvoller in die Zukunft.

 Lucia Sicali-Safari freut sich über den dreitürigen Kieferschrank, der jetzt in ihrer Wohnung steht. Viele Spenden und Briefe von TV-Lesern erreichten sie. Die Welle der Hilfsbereitschaft hat der in Armut lebenden allein Erziehenden eine Basis für eine bessere Zulunft geschaffen. TV-Foto: Katja Krämer

Lucia Sicali-Safari freut sich über den dreitürigen Kieferschrank, der jetzt in ihrer Wohnung steht. Viele Spenden und Briefe von TV-Lesern erreichten sie. Die Welle der Hilfsbereitschaft hat der in Armut lebenden allein Erziehenden eine Basis für eine bessere Zulunft geschaffen. TV-Foto: Katja Krämer

Lucia Sicali-Safari ist kein Einzelfall in der Region Trier. Das soziale Netz scheint grobmaschiger zu sein, als viele glauben. Lucia Sicali-Safari öffnet eine Schublade der neuen Kommode. Für sie ist das etwas Besonderes. Denn bis vor Weihnachten hatte sie kaum Möbel in ihrer Drei-Zimmer-Wohnung. Sorgfältig bewahrt sie jetzt in der Kommode die vielen Weihnachtskarten mit den frohen Botschaften auf. TV-Leser haben ihr Mut machende Geschichten und Zeilen geschrieben, Spenden und Gutscheine zukommen lassen und von ihren eigenen Schicksalen berichtet. "Krank und arm, dann ist es einfach aus", sagt Lucia Sicali-Safari. Einiges hat sich in den vergangenen drei Wochen in ihrem Leben durch die unerwartete Welle der Hilfsbereitschaft verändert. "Mir wurde dank der Hilfe eine Basis geschaffen", sagt die junge Frau, die gerade eine Operation gut überstanden hat. Sie ist überglücklich über den Couchtisch ("Mein Goldstück."), einen dreitürigen Kieferschrank, der nun im Wohn- Schlafzimmer steht und über die vielen Kleider und Geschenke. Es sei ein "angenehmes Empfinden", wohnlicher leben zu können. "Das gibt Kraft, um die anderen Hürden besser meistern und das Leben bewältigen zu können." Auch die vielen Gespräche und Hilfsangebote über Weihnachten hinaus sind Lichtblicke für die allein Erziehende. Lucia Sicali- Safari und ihre beiden Söhne sind kein Einzelfall in der Region Trier. Laut Kinderschutzbund leben 3500 Kinder und Jugendliche (0 bis 15 Jahre) unter der Armutsgrenze. "Diese Zahl tut weh", sagt die junge Mutter. Am Schlimmsten sei es, wenn Kinder Hunger leiden müssten. Dass ihr 16-jähriger Sohn "Kohldampf schieben muss", kennt sie. "Ein Schulbrot reicht für einen Heranwachsenden einfach nicht aus. Die verdrücken in diesem Alter Berge." Die Kinder, die nicht in Armut leben müssten, hätten einen Vorteil. "Es ist schwierig, mit knurrendem Magen zu lernen", hat ihr Sohn schon oft gesagt. Momentan kann sie ihren Kindern, dank der Spenden, das Essen bieten, was sie in ihrem Alter brauchen. Zur Trierer Tafel muss sie weiterhin gehen, aber eine "Helferin" geht jetzt zusätzlich einmal im Monat mit ihr zum Einkaufen. Armut hat viele Gesichter. Bis ins Mark erschüttert habe sie, als ihr Sohn einen Jungen mit nach Hause brachte, "dem man den Hunger ansah." Lucia Sicali-Safari hat den Gast nicht weggeschickt, sondern um mehr Essen bei der Trierer Tafel gebeten. Hühnchenreste, mehr als sonst, hat sie zu einer Mahlzeit verarbeitet. Der Dreizehnjährige habe das Essen verschlungen. "Eben so, wie einer, der länger nichts mehr gegessen hat." Tausend Mal habe er sich bedankt. Lucia Sicali-Safari wirkt nachdenklich. Der Tannenbaum, den eine Familie ihr geschenkt hat, leuchtet immer noch. "Es ist zu schmerzvoll, ihn abzubauen", sagt die Mutter, die heute ihren 39. Geburtstag feiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort