Es geschah im August 1999 im kleinen, saarländischen Städtchen Püttlingen. Ein paar Jugendliche stellten fest, dass ihr Leben irgendwie zu behütet, zu leise und zu unspektakulär sei. "Lauter, schriller, rockiger" - danach sehnten sie sich. Dann kamen die Visionen von einem Event, das viel Party für wenig Geld bieten sollte. Gedacht, getan: Voller Euphorie engagierten sie ein paar lokale Bands, verteilten 1000 Flyer, und nur drei Monate später wurde es mit dem ersten "Rocco del Schlacko" im ruhigen Püttlingen lauter, schriller und rockiger als jemals zuvor. Ein Party- und Preisknüller war geboren, denn der Eintritt kostete vier und ein Bier nur eine einzige lumpige Mark. "Wie hirnrissig die Idee eigentlich war, sieht man daran, dass das erste Rocco im November stattfand", sagt Thilo Ziegler grinsend. Seitdem hat der heute 24-Jährige nicht nur gelernt, dass die Regenwahrscheinlichkeit im November bei 107 Prozent und die Durchschnittstemperatur bei 3,96 Grad liegen. Zusammen mit Christian Heck und Björn Gehl organisiert er inzwischen das sechste Festival. 10 000 Besucher (Zum Vergleich: Püttlingen hat 21 000 Einwohner) erwarten die drei Inhaber der Eventagentur Süd am Mittwoch, 19. Mai, auf dem Köllner Platz mitten in Püttlingen-Köllerbach. Dass aus dem kleinen, lauschigen Sit-in auf einer Wiese einmal ein großes Festival mit Zuschauern aus ganz Deutschland, Frankreich und Luxemburg sowie international bekannten Bands werden würde, ahnte niemand. Anfangs hatten die "Jungunternehmer" von "nix einen Plan" und mussten sich alles hart erarbeiten. Denn Sponsoren finden und Band-Booking erfordert Geduld und Hartnäckigkeit. Erst seit vergangenem Jahr, als die "Sportfreunde Stiller" als Top Act auf der Bühne standen - und übrigens dem Festival zum ersten Mal die Sonne schien - ist der Durchbruch geschafft, das Festival etabliert: "Dieses Jahr war es viel einfacher, Bands zu bekommen." Beinahe wären sogar "Wir sind Helden" dabei gewesen, aber leider hinderten Vertragsbedingungen mit den Rock-am-Ring-Veranstaltern den Deal. Dafür konnten die Saarländer "The International Noise Conspiracy" verpflichten. Die schwedische Band passt nicht nur vom Musikstil, sondern auch von ihrer politschen Haltung her perfekt zum "Rocco". Mit ihrem Motto "Capitalism is organised crime" treffen sie den Nerv des Non-Profit-Events. "Der Eintritt kostet nur 15 Euro und das Bier wird auch günstig sein wie eh und je", verspricht Thilo. Möglich ist das nur, weil 300 ehrenamtliche Helfer - Freunde und Familie - im Einsatz sein werden. Neben den Top-Acts zeigen drei lokale Bands, was sie drauf haben: "Jupiter Jones" aus Trier und Saarbrücken, "My own disaster" aus Saarbrücken und "Easy Wedda" aus St. Ingbert. Aber bis es soweit ist, muss noch einiges organisiert werden. Auf die Jahre gerechnet, sind bei allen drei Jungs so ein bis zwei Semester durch "Rocco" draufgegangen, gesteht Thilo. Aber was bedeutet das schon, wenn das Leben laut, schrill und rockig ist. Infos: www.rocco-del-schlacko.de, Karten gibt's in den TV -Pressecentern Trier, Wittlich, Bitburg und unter der TV -Hotline 0651/7199996