LEICHTATHLETIK: Nur ein Ausrutscher?

KRÖV. (teu) Bis nach Schweden mussten die Kröver reisen, um auf die Idee eines Mitternachtslaufs zu kommen. Das nächtliche Spektakel findet am Pfingstsamstag (3. Juni) zum 22. Mal statt.

Eine so lange Tradition, wie die Legende suggeriert, hat der Kröver Mitternachtslauf nun doch nicht. Seit 1985 wird alljährlich am Pfingstsamstag durch die "Nacktarschmetropole" gerannt. Der Wortlaut der Erzählung, die sich in der Chronik zum 50-jährigen Bestehen des Leichtathletik-Verbands Rheinland findet, lässt den Leser glauben, die Veranstaltung habe ihre Wurzeln im Mittelalter: "Es begab sich zu der Zeit, da reisten tapfre Kröver Recken nach Norden, die Welt zu entdecken. Eines Nachts zur Geisterstunde in Schwedens Kapitale, riss die Kröver aus dem Schlaf eine unglaubliche Randale. Zu schauen, wer den Lärm denn mache, schwankten die Kröver, noch fast im Schlafe, auf die Straße. Und siehe da, im Dunkeln der Nacht, Wettläufer hatten sich in Startstellung gebracht", heißt es in der Chronik. Bis zu den Rittersleut' muss man natürlich nicht zurückblicken, um die Wurzeln des mitternächtlichen Laufes durch die Moselgemeinde zu erforschen. 1983 flatterte dem TV Kröv eine Einladung zu einem Trachtenfest in Stockholm ins Haus. In der schwedischen Hauptstadt wurden die Mannen um Manfred Engels - mehr zufällig als gewollt - Zeuge eines mitternächtlichen Marathonlaufes. Beeindruckt von den Atmosphäre beschlossen die Kröver, etwas ähnliches auch an der Mosel zu veranstalten. Seitdem jagen alljährlich in der Nacht von Pfingstsamstag auf -sonntag fast 2000 Läufer durch Kröv. Auch ohne Antrittsprämie zu kassieren, haben sich schon Spitzenläufer wie beispielsweise der aus Trier stammende Marathon-EM-Dritte von 1986, Herbert Steffny, in die Siegerlisten eingetragen. Zuletzt sammelte der deutsche Crosslaufmeister Dominik Burkhardt in Kröv die Motivation für den Titelkampf und etliche Liter Wein. Die Sieger des um 23.40 Uhr gestarteten Mitternachtslaufs werden nämlich traditionell in Wein aufgewogen. Und dabei nehmen es die Organisatoren nicht so genau. Einmal steht ein Fuß - natürlich zufällig - auf der Waagschale der Siegerin, ein anderes Mal dürfen es sich die schnellen Läufer auf einer (vollen) Sprudelkiste bequem machen. Unterhaltung ist nicht nur bei der Siegerehrung und während der Rennen garantiert. Ein großes Rahmenprogramm mit hochkarätigen Künstlern und dem mitternächtlichen Feuerwerk bieten für die ganze Familie etwas. Im vergangenen Jahr mussten die Organisatoren trotzdem einen Rückschlag hinnehmen: Bei Dauerregen kamen mit 1268 rund 300 Sportler weniger als sonst. Das soll ein Einzelfall bleiben. Neben dem eigentlichen Mitternachtslauf über 9400 Meter (Start 23.40 Uhr) gibt es um 17.30 Uhr einen Lauf für die Jüngsten bis neun Jahre über 300 Meter. 90 Minuten später sind die Zehn- bis 15-Jährgen dran (2200 Meter). Die Jugendlichen (16 bis 17 Jahre) und Anfänger werden um 20 Uhr auf die 3800 Meter lange Strecke geschickt. Seit 1997 im Programm ist der Inline-Skating-Wettbewerb. Um 21 Uhr jagen die schnellen Frauen und Männer auf acht (oder zehn) Rollen durch Kröv (5500 Meter). Um der Massen im Mitternachtslauf Herr zu werden, wurde schon Ende der 80-er Jahre ein eigenständiges Rennen für die Seniorenklassen angeboten. Die über 40-Jährigen rennen zwar die gleiche Strecke wie die Mitternachtsläufer, starten aber schon um 22 Uhr. Dem Walking-Boom wird der TV Kröv mit einem Wettbewerb für die schnellen Geher (3800 Meter um 19 Uhr) gerecht. Informationen und Meldungen: TV Kröv, Postfach 7, 54536 Kröv, Tel. 06541/1400, Fax 06541/4946, E-Mail: engels.manfred.kroev@t-online.de, Internet: www.mitternachtslauf-kroev.de

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