Mal mehr, mal weniger

Am liebsten möchten Eltern ihren Kindern alles bieten: die wertvollste Nahrung, ein Markenfahrrad, den bestgetesteten Autositz. Und so geht das vom Schnuller über Kinderwagen und Kinderstuhl bis zum Hochbett.

Nur das Beste ist gut genug. Auch was die Freunde haben, darauf soll das eigene Kind nicht verzichten müssen: Kaufladen, Hüpf-Pferd, Ritterburg, Bauernhof, Eisenbahn, kistenweise Duplo- und Legosteine, Puppenwagen, eine Garnison an Stofftieren, Maltafel, Parkhaus, Schaukelpferd, und und und. Nach einem Tag ohne Aufräumen drängt sich der Gedanke auf, dem Spielzeug-El-Dorado auch noch Stelzen hinzuzufügen, um die sich türmenden Spielsachen auf dem Weg zu den Betten überwinden zu können. Dennoch, eines muss unbedingt noch sein im Verwöhnprogramm: Ein eigenes Zimmer für jedes Kind erscheint uns Eltern unverzichtbar. Die Idee ist zugegeben nicht ganz uneigennützig: Vielleicht hilft die räumliche Trennung, die nächtliche Kettenreaktion zu durchbrechen, in der erst das eine, dann das andere Kind aufwacht und uns den Schlaf raubt. Ein garantiertes Desaster-Erlebnis in Krankheitsfällen.Umzug sei Dank, steht uns jetzt ein zusätzliches Kinderzimmer zur Verfügung. Herrlich, endlich Ruhe!, denken wir. Liebevoll eingerichtet, empfangen wir Niklas (3) und Benedikt (2) in ihren neuen Spiel- und Schlafgemächern. Die kommen auch gut an — bis die Bettzeit naht. Ein ums andere Mal tappt Niklas zu uns, um von Geistern, Gespenstern und Monstern zu berichten, die sich in seinem Zimmer aufhalten. Jeden Abend wiederholt sich das gleiche Spiel. Alle Versuche, das Kind davon zu überzeugen, dass es doch nun bitte schlafen möge, fruchten nicht. Nur eines hilft: Ben und Niklas schlafen jetzt wieder in einem Zimmer.Weniger ist eben manchmal mehr. Und ein eigenes Zimmer fürs Spielzeug kann ja auch nicht schaden. So können wir zumindest darauf verzichten, eines Tages fürs Zubettgehen auch noch Stelzen anschaffen zu müssen.In der Kolumne Familienbande beschreiben wechselnde Autoren ihre Erlebnisse im familiären Alltag.

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