"Marionetten zum Geldeintreiben"

PRÜM. Die RTL-Sendung "Deutschland sucht den Superstar" ist seit Wochen eines der Top-Gesprächsthemen unter Jugendlichen. Bei einem Besuch im Regino-Gymnasium Prüm hat der TV Fans und Kritiker gefunden ­ und talentierte Sänger.

 Spaß beim Nachstellen der berühmten Szene: Wie die "United Superstars" mit Dieter Bohlen posiert die Klasse 8n3 des Regino-Gymnasiums Prüm mit Lehrer Fritz Recht, der spontan in die Tasten greift.Foto: Marcus Hormes

Spaß beim Nachstellen der berühmten Szene: Wie die "United Superstars" mit Dieter Bohlen posiert die Klasse 8n3 des Regino-Gymnasiums Prüm mit Lehrer Fritz Recht, der spontan in die Tasten greift.Foto: Marcus Hormes

Die Pop-Bands "No Angels" und "Bro'Sis" haben längst den Durchbruch geschafft. Bei Casting-Shows des Fernseh-Senders RTL II zusammengestellt, verkauften sie inzwischen Millionen von CDs. Ihre Poster ersetzen in den Zimmern ihrer meist jugendlichen Fans die Tapete. Auf dem besten Weg dorthin sind auch die Protagonisten der aktuellen RTL-Showreihe "Deutschland sucht den Superstar". Von mehr als 10 000 Bewerbern sind noch fünf übrig: Juliette, Vanessa, Gracia, Daniel und Alexander. Die Zuschauer entscheiden per Telefon, wer am Ende gewinnt.Abgedrehtes Outfit, mutiges Auftreten

In der Klasse 8n3 des Regino-Gymnasiums verfolgen fast alle regelmäßig die Shows. "Die Kandidaten können einfach gut singen und performen", findet Ute Sohns aus Sellerich-Herscheid. "Die Statements der Jury sind manchmal echt krass", ergänzt Aline Hura aus Weinsheim. Kandidat Daniel spaltet die Klasse in zwei Lager. Fans wie Theresa Bellmann aus Weinsheim sind von seiner "ganz anderen" Stimme, seinem abgedrehten Outfit und seinem mutigen Auftreten begeistert. "Es wäre unfair gegenüber den anderen, wenn einer nur verrückt rumhüpft und deshalb in die letzte Runde kommt", hält Robin Niesen dagegen. Für Andrea Harings aus Ormont ist Gracia die Favoritin, "weil sie super singt und viel Gefühl zeigt".Die Schüler haben aber auch den enormen Druck mitbekommen, der auf den Kandidaten lastet. Die Finalistin Judith habe gemerkt, dass sie es nicht verkraftet und sei deshalb ausgestiegen, berichtet Theresa. Robin sieht das Problem in der schnellen Umstellung vom Unbekannten zum ständig von Kameras verfolgtem Star. "Die gecasteten Stars sind nur so lange bekannt, wie die Medien sie hochpushen", glaubt Anne Kettel aus Stadtkyll.Die beste Sängerin in der 8n3 ist Jenny Wolf aus Reuth, da sind sich alle einig. Sie hat Gesangsunterricht genommen und soll mit dem Musikverein Reuth auftreten. "Ich würde mich nicht trauen, bei einem Casting mitzumachen. Aber einen Musik-Leistungskurs in der Oberstufe kann ich mir schon vorstellen", sagt Jenny.Im Übrigen versichern die 13- bis 14-jährigen Schüler von Klassenlehrerin Marie-Antoinette Ternes, Schwärmerei für Popstars sei etwas für die fünfte und sechste Klasse. Die "Achter" stehen mehr auf Nirvana, Tote Hosen, Böhse Onkelz und ­ die 80er Jahre.Im Musikkurs der Jahrgangsstufe zwölf mit Lehrerin Alexandra Becker fallen die Reaktionen deutlich verhaltener aus. Aber irgendwie hat jeder mal etwas von der Superstar-Show gehört. Rita Weber aus Hargarten nimmt Gesangsunterricht bei einem prominenten Lehrer: Tenor Thomas Siessegger kennen Kulturfreunde in der Region von zahlreichen Auftritten. Die 18-jährige Rita singt bevorzugt klassische Werke: "Dabei lernt man am meisten." Sie hat ein Studium zur Grundschullehrerin mit Hauptfach Musik ins Auge gefasst. Von gecasteten Popstars hält sie wenig: "Das sind Marionetten zum Geldeintreiben für die Produzenten."Auch Johanna Schömig (17) aus Prüm schwört auf Klassik: "Ich möchte später gerne Musik mit dem Hauptfach Gesang studieren." Die Jury bei der Superstar-Show gebe keineswegs professionelle Kritik ab. Es gehe nur um Einschaltquoten.Die 17-jährige Sylvia Brügel aus Heisdorf macht das Klassik-Trio im Musikkurs perfekt. In ihrer Freizeit hilft sie schon mal bei der Tanzband "Hello" als Sängerin aus: "Bei der Kandidatin Juliette merkt man, dass sie eine ausgebildete Stimme hat. Aber sie sollte besser beim Musical bleiben.""We have a dream, music is our life" ("Wir haben einen Traum, Musik ist unser Leben"): So heißt es im Nummer-Eins-Hit der "United Superstars" mit Produzent Dieter Bohlen. Was das Berufsziel angeht, trifft dieses Motto also auch auf einige Prümer Schülerinnen zu.

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