MENSCHEN: Dem Krebs davongelaufen

RAPPERATH/LÖSNICH. Vor gut zwei Jahren war Michael Adamietz am Boden zerstört. Krebs lautete die niederschmetternde Diagnose. Doch der Leichtathlet hat die Krankheit besiegt - auch dank des Sports. Denn selbst in den bittersten Stunden kreisten seine Gedanken darum, möglichst bald wieder möglichst schnell laufen zu können.

Trainer Ludwig Beißel hat Tempoläufe angesetzt. "Klasse", meint Michael Adamietz, und sprintet mit seinen Läuferkollegen über die Tartanbahn des Stadions der Bereitschaftspolizei in Wengerohr. Der 30-jährige Mittelstreckler von der Leichtathletik-Gemeinschaft Bernkastel-Wittlich ist ehrgeizig, sehr ehrgeizig. 8:29,34 Minuten ist er schon mal gelaufen über 3000 Meter - persönliche Bestzeit. Das war vor fünf Jahren bei einem Abendsportfest in Trier. "Ich gebe nicht auf, diese Zeit wieder zu erreichen", sagt Adamietz."Ich habe mich immer gesund ernährt"

Im Frühjahr 2001 wurde die steile Läuferkarriere des gebürtigen Lösnichers jäh unterbrochen. Die Schmerzen in der Leistengegend wurden immer schlimmer. Dann der Arztbesuch und zwei Tage vor Ostern die Diagnose: Hodenkrebs. Tumor-Entfernung im Brüderkrankenhaus, dann drei Wochen später prophylaktisch die Entnahme von Lymphknoten im Bauchbereich. "Ich habe mir immer wieder gesagt, warum ich?", erinnert sich Michael Adamietz. "Ich habe mich doch gesund ernährt, habe viel Sport gemacht. Kein Arzt konnte mir sagen, warum - und ob ich wieder gesund werde." 95 Prozent Heilungschance bei Hodenkrebs, wenn er früh erkannt wird - die Statistik sprach für Michael Adamietz. Und alle bauten ihn auf: Familie, Arbeitskollegen, Freunde und nicht zuletzt Krankenpfleger Franz-Josef Ott, selbst passionierter Läufer. "Der Franz-Josef hat gesagt, Junge, du packst das, du wirst wieder gesund." Und dann war da das Buch von Radsport-As Lance Armstrong, den der Krebs noch schlimmer erwischt hatte und der dann die Tour de France gewonnen hat. Gleich zweimal, in Deutsch und Englisch, hat Michael Adamietz dieses Mutmacher-Werk geschenkt bekommen. Am 31. Mai kam die Nachricht von den Ärzten, dass die Tumorwerte wieder normal sind. Und so ist es bis heute geblieben. "Seitdem ist dieser Tag mein zweiter Geburtstag", meint der Sportler, der mittlerweile verheiratet ist und in Morbach-Rapperath wohnt.Das Alter hat er gut "im Griff"

Nachdem der kaufmännische Leiter der Firma Orten-Fahrzeugbau seine Ausbilder-Eignungsprüfung als Bereichsleiter bei der IHK abgelegt hat, hat er wieder Zeit, um mittwochs in Wengerohr zu trainieren. Auch Tempoläufe im Morbacher Stadion und Waldläufe gehören zum regelmäßigen Trainigsprogramm des sympathischen Athleten. Und der Vielstarter (früher kam er auf 45 Langstreckenrennen im Jahr) hat noch große Pläne. "Er ist der ideale 3000- bis 5000-Meter-Läufer", meint auch Ludwig Beißel, der das große Läufertalent im Jahr 1988 bei einem Sportfest "entdeckt" hat. Und als ob Michael Adamietz beweisen müsste, dass er nicht nur den Krebs, sondern auch das Alter besiegen kann, will er es jenem Kritiker zeigen, der behauptet hat, mit 27 ginge es mit der sportlichen Leistung abwärts: "Ich habe versucht, das zu widerlegen. Ich glaube, ich habe das ganz gut im Griff…"

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