Mit Nähnadel und Geduldsfaden

Es gibt vieles, das man als Elternteil zum ersten Mal in seinem Leben tut. Dazu gehört stillen, (sofern man die Mutter ist, sonst wird nie was aus dem ersten Mal!), Windeln wechseln und Gute-Nacht-Geschichten erzählen.Bei mir kommt noch etwas anderes hinzu: nähen!

Die Kombination Kind und Karneval hat mich tatsächlich veranlasst, etwas zu tun, das bereits bei den anderen beiden Versuchen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte gescheitert ist. Do it yourself ist ja an sich kein Problem, dachte ich bei mir. Aber es hätte mir schon zu denken geben sollen, dass ich mich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wo ich die Nähmaschine zum letzten Mal gesehen hatte. Ich hatte mir nun mal in den Kopf gesetzt, meinen Söhnchen zu ihrer Ritterburg das entsprechende Kostüm zu schneidern. Nichts Großartiges! Bloß etwas ganz Unkompliziertes! Also habe ich Stoff gekauft, der den Eindruck eines Kettenhemdes hinterlassen sollte. Lurex mit silbernen Pailletten.Guten Mutes und voller Elan habe ich die Maschine nach langem Suchen in den dunkelsten und verlassensten Gefilden unterster Hauskatakomben gefunden und aufgestellt. Was folgte, war Hürde Nummer eins: Aufspulen der Spule. Gelungen. Nächster Schritt: Einfädeln der Spulenkapsel. Dazu musste ich erstmal die Bedienungsanleitung ausführlich studieren. Und die brauchte ich im Grunde auch nicht mehr aus der Hand zu legen. Denn was dann kam, war ein einziger Nervenkrieg: meine Geduld gegen die Tücken und Rätsel der Nähmaschine. Und nun kenne ich das Innere der Maschine wie meine eigene Westentasche. Fadensalat hinter der Spulenkapselabdeckung, eingefressener Stoff in der Stichplatte - alle Nase lang musste ich das Gerät öffnen und wieder zum Laufen bringen. Wenn es dann mal funktionierte und sich die Nadel in Windeseile durch den Stoff biss und Stich um Stich den Faden ratternd in seinen Bestimmungsort stieß, was geschah dann? Der Faden riss! Das bedeutete wieder und wieder den Oberfaden neu einzufädeln. Wohlgemerkt sind es fünf Stationen, durch die das Garn sich fädeln muss: von der Garnrolle durch die Oberfadenführung zwischen den Spannungsscheiben des Oberfadenspannungsrädchens hindurch, vorbei an vorderer Fadenführung und Fadenhebel, hin zur internen Fadenführung und endlich, endlich durch die Nadel.Ich weiß jetzt mit jeder Faser meines Nervenkostüms was hinter dem Spruch "den Faden verlieren" oder "mir reißt der Faden" steckt. Vor allem, wenn es sich um den Geduldsfaden handelt.

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