Motivierter und leistungsfähiger

TRIER. Sie macht es nicht aus reiner Menschenliebe. Es steckt natürlich betriebswirtschaftliches Kalkül dahinter. Seit die Trierer Geschäftsfrau ihren Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, mehr Teilzeit zu arbeiten, stellt sie eine größtere Motivation fest. Ein weiterer Teil unserer Serie über familienfreundliche Betriebe in der Region.

"Es ist so einfach. Das erfordert gar keinen großen Aufwand und die Mitarbeiter sind zufriedener." Karin Kaltenkirchen weiß, wovon sie spricht. Über die Hälfte ihrer 70 Mitarbeiter in dem Trierer Modehaus Marx arbeitet Teilzeit. Und das nicht etwa nach festgelegten Modellen, sondern ganz individuell, so wie es in ihrer momentanen Lebenssituation brauchen. Da ist die allein erziehende Mutter, die gerade einige Probleme mit der pubertierenden Tochter hat und mehr Zeit mit der Heranwachsenden verbringen will, bevor die Erziehung aus dem Ruder läuft. Da ist der seit Jahren als Verkäufer arbeitende Angestellte, der sich plötzlich um seine pflegebedürftige Mutter kümmern muss. Die Geschäftsführerin des Traditionsunternehmens versucht so gut wie möglich auf die Wünsche ihrer Mitarbeiter einzugehen. "Die machen das ja nicht, weil sie plötzlich keine Lust mehr haben zu arbeiten, sondern weil es die momentane Situation einfach erfordert", zeigt Kaltenkirchen Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten. Was nicht selbstverständlich in Chefetagen ist - zumal dann nicht, wenn man selbst nicht in vergleichbaren Situationen ist. Vor allem die Pflege von Angehörigen führe immer häufiger dazu, dass Mitarbeiter ihre Arbeitszeit reduzieren müssten, sagt die Geschäftsfrau. Allerdings musste sie zunächst auch erst mal eine Schere im Kopf überwinden. Als eine Führungskraft ihres Hauses mit dem Wunsch nach Teilzeit gekommen ist wegen ihrer Kinder, glaubte sie zunächst, dass sie dann andere, weniger verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen müsse. "Nach einer Nacht drüber schlafen habe ich mir aber gesagt, warum eigentlich. Wenn man wirklich will, ist vieles machbar." Und bereut hat sie es bis heute nicht. Die Mitarbeiterin mache ihre Arbeit, sei voll motiviert und zufrieden. Grundzufriedenheit unter Mitarbeitern

Seit sie ihren Angestellten familienfreundliche Arbeitszeiten ermöglicht, gebe es eine "Grundzufriedenheit" im Haus, die Karin Kaltenkirchen zeigt, dass sie mit ihrem Entgegenkommen richtig liegt. Natürlich macht sie das nicht aus reiner Menschenliebe. Wie andere Betriebe, die flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, hat auch die Modehaus-Chefin festgestellt, dass es sich betriebswirtschaftlich rechnet. Die Mitarbeiter identifizierten sich noch stärker mit dem Haus, viele seien dadurch auch leistungsfähiger. "Und dass alles ohne großen Aufwand, ohne Programm und vor allem ohne finanziellen Aufwand." Falls es dann etwa bei der Kinderbetreuung doch mal zu einem Engpass oder einem Notfall kommt, besteht immer noch die Möglichkeit, die Kleinen mit zur Arbeit zu bringen. In der Kinderecke - die eigentlich für Kundenkindern eingerichtet wurde - können Mitarbeiter den Nachwuchs durch eine Betreuerin beaufsichtigt spielen lassen. Kaltenkirchen setzt jedoch nicht nur flexible Arbeitszeiten. Sie stellt bewusst auch ältere Arbeitnehmer "über 50" ein und setzt damit auf Erfahrung.

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