"Mütter sind die besseren Managerinnen"

TRIER. Kind und Erfolg im Job – oft schließt sich das aus. Nicht so bei Christina Arend. Sie hat eine Chefin, die bewusst auf Mütter setzt und sagt, dass sie die motivierteren Mitarbeiterinnen seien. Ein weiterer Teil aus der TV-Serie über familienfreundliche Unternehmen.

Ohne ihre Eltern hätte sie es nicht geschafft. Aber auch nicht ohne eine Arbeitgeberin, die aus eigener Erfahrung Verständnis für berufstätige Mütter hat und die sagt: "Mütter sind die besseren Managerinnen". Christina Arend hat Glück gehabt. Kurz nach dem Studium wurde sie schwanger. An einen Berufseinstieg war für die damals 29-Jährige zunächst nicht zu denken. "Ich hatte ja Null Erfahrung im Job". Sie machte sich wenig Hoffnung. "Warten bis der Junge in den Kindergarten geht, dann weiter schauen", dachte sich die Marketingexpertin. Überraschend bot sich dann für die junge Mutter doch noch eine Chance. In einer Trierer Werbeagentur konnte sie eine Ausbildung als PR-Assistentin machen. "Normalerweise dauert eine Ausbildung ein Jahr. Doch bei Christina haben wir sie auf drei Jahre gestreckt", sagt Agentur-Chefin Hiltrud Zock. Vorteil für die junge Mutter: Sie brauchte nur an drei Tagen in der Woche arbeiten zu gehen, brauchte auch nur drei Tage Betreuung (durch die Eltern) für ihren Sohn zu organisieren. "Ohne meine Eltern und die flexiblen Arbeitszeiten hätte ich nicht in den Beruf einsteigen können", ist sich die heute 32-Jährige sicher. Sie hat sich schon ausgemalt, dass sie sich bei einem Bewerbungsgespräch erst mal quasi entschuldigen müsse, dass sie Mutter ist, "was ja eigentlich absoluter Quatsch ist." Ohne Berufserfahrung nach dem Studium hätte sie vermutlich erst jetzt, da der Kleine in den Kindergarten geht, Aussicht auf einen Job, möglicherweise aber nicht in ihrer Branche. Trotzdem waren ihr und ihrem Mann, der auch berufstätig ist, das Kind immer wichtiger als eine mögliche Karriere im Beruf. Außerdem habe sich durch das Kind ihr Blickwinkel geändert, sie sehe vieles aus der Sicht einer Mutter - das komme auch gut bei vielen Kunden der Agentur an. Eine Erfahrung, die ihre Chefin auch immer wieder macht: "Mütter wissen worauf es ankommt. Sie machen ihren Job besser als Kinderlose, sie können mit Stress umgehen und mehrere Dinge gleichzeitig erledigen. Schließlich managen sie ja auch eine Familie" , sagt Hiltrud Zock, selbst Mutter eines mittlerweile 20-jährigen Sohnes. Weil sie nach der Elternzeit die Flexibilität bei Arbeitgebern nicht vorfand, hat sie sich damals selbstständig gemacht, ihre eigene Agentur gegründet. Sie weiß, dass längst nicht alle Arbeitgeber so denken wie sie, vielleicht auch nicht immer die Möglichkeit haben, ihren Mitarbeitern so weit entgegen zu kommen. "Unser Vorteil ist, dass wir ein kleines Team sind, in dem sich jeder auf jeden verlassen kann und wir Verständnis für einander haben". Auch Christina Arend hofft, dass mehr Arbeitgeber sich so flexibel zeigen wie ihre Chefin. "Davon gibt es leider nicht so viele".

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