Nicht alles ist lustig

TRIER. Gleich in drei Kategorien ist "Fettes Brot" bei der heutigen Comet-Verleihung nominiert. Nach ihrem fulminanten Comeback im Frühjahr treten die drei Hamburger Hip-Hopper am 22. Oktober in der Trierer Messeparkhalle auf. Der TV präsentiert das Konzert.

Jaja, die coolen Rapper. Kaum über 30 Jahre alt, sprech-singen sie plötzlich nicht mehr "die da, die da, die da" oder "schwuuuhuule Mädchen". Sie leben still und - wie Thomas D. von den Fanta 4 - zurückgezogen auf Bauernhöfen, haben Frau und Kind und konzertieren ohne Strom in gediegenem Höhlenambiente oder - noch klassischer - im Amphitheater. Ihre Alben nennen sie nicht mehr "Auf einem Auge blöd" oder - pietätloser - "Fettes Brot für die Welt". Das erfolgreiche Fettes-Brot-Comeback-Album heißt "Am Wasser gebaut" - und das nicht nur, weil die drei Hamburger von der Waterkant stammen. Es ist eben nicht alles lustig. Alles lächerlich machen, nichts ernst nehmen, auf alles draufhauen wird mit der Zeit langweilig. Selbst beim erfolgreichsten Vorzeige-Bösen der Branche, dem US-Rapper Eminem, scheinen die allzu gleichgültigen, wilden Zeiten vorbei zu sein. Inzwischen besinnt er sich in einer Drogen-Klinik auf das wirkliche Leben. Bleiben die Dumm-Rapper von Aggro-Berlin. Deren Texte sollen Frauen erniedrigen und Gewalt verherrlichen, kommen aber selbst bei den jüngeren Fans nicht mehr an - und werden von den Musikern deshalb schnell zum falsch verstandenen großen Spaß umdeklariert. Natürlich haben die "Brote" - König Boris, Doktor Renz und Schiffmeister - auf ihrem neuen Album der Komik, Ironie und, ja, auch dem Klamauk nicht entsagt. Aber platt und blöd kann sie nun auch ihr schärfster Kritiker kaum mehr schimpfen.Salsa-Töne und dennoch typisch

Fest gerechnet hatten nach gut zweieinhalb-jähriger Pause nur wenige mit einem Comeback. Dass sie den Wiedereinstieg über Stefan Raabs Bundesvision-Contest suchten, sei ihnen verziehen. Sammy Deluxe war sich dafür schließlich auch nicht zu schade. Und die Entscheidung für "Emanuela" als erste Single-Auskopplung ist wohl auch eher unter taktischen als künstlerischen Aspekten gefallen. Dafür ist der Rest des Albums wirklich gut: Weniger Hip-Hop, dafür mehr Pop, aber immer unverkennbar "Fettes Brot". Das ist besonders bei "Kuba" so, wenn Salsa-Töne die Sache trendig machen und trotzdem nicht vom Typischen lösen. Selbst dem dunkel-düsteren "An Tagen wie diesen" fehlt die charakteristische Melodik und norddeutsche Sprechart nicht. Dem Text ("Ein ganz brutaler Anschlag, bei dem sechs Leute starben, die Verletzten schreien Namen, diese entsetzlichen Taten lassen mich jetzt nicht mehr schlafen") unzulässige Dramatisierung vorzuwerfen, wäre einfach, würde der Sache aber nicht gerecht. Denn: Nicht alles ist lustig. Der TV verlost unter seinen Abonnenten am Samstag dreimal zwei Tickets zum Fettes-Brot-Konzert am Samstag, 22. Oktober, in der Messeparkhalle. Einfach in der Wochenend-Ausgabe auf unserer Abo-Extra-Seite nachlesen. Tickets gibt's bei den TV-Pressecentern in Trier, Bitburg und Wittlich oder unter Telefon 0651/7199-996.

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