Nix wie weg

WITTLICH. Eine Tante in Amerika - wer träumt nicht davon. Simon Bauer hat dieses Glück. So kann der Schüler der 9. Klasse des Peter-Wust-Gymnasiums ganz unkompliziert ein halbes Jahr in Florida leben. Die Schüler der Arbeitsgemeinschaft "Ich will ins Ausland" haben es alle auf ganz unterschiedlichen Wegen geschafft, ihren Traum vom Ausflug in die weite Welt zu organisieren.

"Schwer mit demSprechen", sagt die 15-jährige Laure auf deutsch, mitfranzösischem Akzent. "Aber sie lernt sehr schnell", findetSusanne Esch, ihre Gastschwester. Erst vor wenigen Tagen hatLaure ihrer Heimatstadt Paris den Rücken gekehrt, um nun einhalbes Jahr lang in Wittlich als Gastkind der Familie Esch zuleben und das Peter-Wust-Gymnasium zu besuchen. Im August wirddann Susanne für sechs Monate nach Paris gehen. Dieser Austauschist das Prinzip des Voltaire-Programms, an dem die beidenteilnehmen. Über ein staatlich gefördertes Schüleraustauschprogramm ins Ausland zu gehen, hat den Vorteil, dass alles organisiert wird. Zudem werden die Schüler meist finanziell unterstützt. Der einzige Nachteil ist, dass man sich gegen andere Bewerber in einem Auswahlverfahren durchsetzten muss.

"Ich musste meine Zeugnisse, und ein Lehrergutachten einreichen und einen Bewerbungsbogen ausfüllen", erzählt die Zehntklässlerin Julia Pawlowskaja, die über das Parlamentarische Partnerschaftsproramm (PPP) ein Voll-Stipendium im ungefähren Wert von 6000 Euro bekommen hat und nun für ein Jahr nach Amerika gehen wird.

Wohin genau und wer ihre Gastfamilie sein wird, steht allerdings noch nicht fest. Aber das wichtigste ist, dass sie dabei ist. Im Rückblick war vor allem das Auswahlgespräch in Gießen aufregend. Dort musste sie die Fragen auf englisch beantworten. "Wenn du ein VIP wärst, wen würdest du in Amerika gerne treffen und warum?", wollte das Komitee zum Beispiel

wissen. Auch Thomas Ramirez hat alle Tests bestanden. An seiner doppelten Staatsbürgerschaft - er ist halber Amerikaner - wäre beinahe alles gescheitert. Zum Glück hatte das Auswahlkomitee ein Einsehen und genehmigte ein Teilstipendium.

Angst vor dem, was sie erwartet, haben die beiden nicht. Auf einem Seminar in Berlin werden sie vorher auf ihren Aufenthalt vorbereitet. Thomas ist allerdings ein wenig traurig, denn er lässt seine Freundin in Wittlich zurück. "Wir haben schon Sorge, dass unsere Beziehung die Entfernung nicht verkraftet", verrät er, denn ein Jahr ist lang und man verändert sich vielleicht. "Aber wenn es eine gute Beziehung ist, wird sie das aushalten", sagt Maureen Dwein, die die Arbeitsgemeinschaft

"Ich will ins Ausland" leitet. Sie betreut die Schüler, gibt Ratschläge und hilft dabei, aus einer Idee Realität werden zu lassen. "Ich versuche Türen zu öffnen. Hindurch gehen müssen die Schüler dann selbst", sagt die Lehrerin.

Ins Kloster nach Ruanda

Besonders aufregend wird es bald für die Abiturienten, die nicht mehr als Schüler ins Ausland gehen, sondern dort einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Julia Schneider will zum Beispiel als Aupair nach England. Als Betreuerin in Freizeiten und Zeltlagern hat sie bereits Erfahrungen mit Kindern gesammelt und traut sich daher ein solche verantwortungsvolle Aufgabe zu. Im Anschluss daran möchte sie Sonderschulpädagogik studieren, und hofft, dass die Aupair-Zeit auch für ihre berufliche Zukunft hilfreich sein wird.

Carina Hower und Marina Kampke haben einen ganz ausgefallenen und mutigen Plan: Sie

gehen ein halbes Jahr in ein Kloster nach Ruanda, um dort Sozialarbeit zu leisten. Ob sie dort in der angegliederten Schule, dem Krankenhaus, dem Waisenhaus oder Mutter-Kind-Ernährungszentrum eingesetzt werden, wissen sie noch nicht.

Aber sie wollen helfen, so gut es geht. "Uns geht es so gut in Deutschland, deshalb wollen wir dort helfen, wo Hilfe dringend gebraucht wird", sagen sie. Organisiert haben sie den Aufenthalt ganz alleine. Auf Anfrage vermittelte das Koordinationsbüro der Partnerschaft zwischen Ruanda und Rheinland-Pfalz in Ruandas Hauptstadt Kigali den Kontakt. Einziger kleiner Haken: Sie müssen den Flug, Versicherungen und Impfungen selbst finanzieren.

In Indien Kinder und Frauen betreuen

"Ich will eine ganz fremde Kultur kennen lernen", sagt auch Julia Stadtfeld, die in ein Kloster nach Indien gehen wird. Die Nonnen dort betreuen Frauen und Kinder in den Slumgebieten "Das einzige, wovor ich ein wenig Angst habe, ist, nicht zu verkraften, was ich zu sehen bekomme. Das Elend auf den Straßen und die Armut", sagt sie. Aber sie hofft auf den Beistand der Nonnen. Vorab hat sie schon viel gelesen über die Kultur, die Menschen und das Leben dort. Aber sie weiß, dass man aus Büchern zwar viel lernen, aber nichts wirklich erfahren kann.

Wer nun auch Lust aufs Ausland bekommen hat, findet im Internet unter der Adresse www.schueleraustausch.de interessante und wichtige Tipps, Anregungen und Informationen.

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