"Offene Ohren" für das Thema Nummer 1

TRIER. Mit ihrem neuen Projekt "Offene Ohren", bietet der Pro Familia Ortsverband Trier Beratungsgespräche zum Thema Liebeslust und Liebesfrust direkt in den Schulen an.

"Die Pille, Alkohol, Silvester, ich hab es zu locker genommen. Es wäre schon sehr wichtig, über die Zusammenhänge genauer Bescheid zu wissen", erzählt Natalie Kimmelmann, 22, mit einer Hand am Kinderwagen ihres vier Monate alten Babies. "Ich freu mich und bin glücklich, geplant war es aber nicht." So kann die Reaktion auf eine ungewollte Schwangerschaft ausfallen, muss sie aber nicht. Um Problemen dieser Art vorzubeugen, haben Michael Charles und Claudia Heltemes vom Pro Familia Ortsverband Trier ihr neues Projekt "Offene Ohren" gegründet, das in Form von Gesprächsangeboten für Jugendliche als Ergänzung zum Sexualkundeunterricht in den Schulen angeboten wird.

Ohne Lehrer und Autoritätspersonen soll den Schülern die Möglichkeit gegeben werden, mit einer Fachfrau oder einem Fachmann über Liebe und Sexualität zu reden. "Schließlich sind Sex und Freundschaft das Thema Nummer Eins in der Pubertät", erläutert Michael Charles, "und oft haben Jugendliche keine erwachsene Ansprechperson in diesem für sie besonders wichtigen Lebensbereich." Daher gilt die Devise "Vertrauen schaffen", um die oft intimen Probleme in einer lockeren Atmosphäre zu besprechen. "Ich finde es wahnsinnig mutig zu sagen, ich habe ein Problem und brauche Hilfe. Deshalb muss man als Person schon echt sein, die Jugendlichen ernst nehmen und sie spüren lassen, dass es man es selber auch ernst meint", beschreibt Charles seine sozialpädagogische Arbeit. Die Schüler bekommen die Möglichkeit, ihre Probleme allein oder zu zweit, wahlweise mit einer weiblichen Ansprechpartnerin oder mit einem Mann zu besprechen. Pro Familia verfolgt den geschlechterspezifischen Ansatz, um eventuell aufkommende Scham zu vermeiden, da das oberste Ziel des Projektes das offene Gespräch ist. Nur so können die Pädagogen Unterstützung, Entlastung und Ermutigung durch gezielte Beratung anbieten. "Wir geben in erster Linie Hilfe zur Selbsthilfe", beschreibt Charles die Grundausrichtung der Beratung, "die Schüler brauchen keine Floskeln zu befürchten." Beim zweiten Gesprächstag für Schüler und Schülerinnnen an der Hauptschule Trier-Ehrang hätten am Mittwoch viele Jugendliche das Beratungsangebot genutzt freut sich Charles. "Es gab bisher nicht einen Fall, bei dem wir das Gefühl hatten, das Angebot werde ausgenutzt. Die Schüler kamen alle mit ernsthaften Anliegen." "Wie komme ich an meinen Schwarm?" und Themen zu Beziehungsproblemen wie Trennung und Eifersucht, Verhütungsfragen und Probleme mit den Eltern waren hauptsächlich die Gesprächsinhalte. In Gesprächen von jeweils 30 Minuten konnte dabei ohne Zeitdruck auf alle Probleme der Fünft- bis Zehntklässler eingegangen werden. Aufgrund der positiven Resonanz wird jetzt an der HS Ehrang über eine regelmäßige Wiederholung nachgedacht. Ein weiteres Ziel des Projektes besteht darin, durch das Kennen lernen von Berater/innen der Pro Familia und deren Angeboten Schwellenängste gegenüber der Institution abzubauen. So soll bei zukünftigen Fragen und Problemen die Möglichkeit einer Anlaufstelle eröffnet werden. Die Ausweitung des Projektes und der Übertrag des Konzepts auf andere Schulen ist möglich. Pro Familia Sprechzeiten Montag 8-12 Uhr Dienstag bis Freitag 10-12 Uhr Donnerstag 15-18 Uhr unter Telefon 0651/2 26 60 E-mail pro-familia@t-online.de

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