Ohne Flimmerkiste

Eine Woche ohne Fernsehen - das kann doch nicht so schwer sein, dachte ich mir. Klar schaff´ ich das! Ich guck ja eh nur ab und zu mal fern, manchmal lass ich den Kasten auch einfach nebenher laufen - aber ja längst nicht ständig.

Darauf kann ich spielend verzichten, war ich mir sicher.

Von wegen. Bereits am ersten Tag wollte ich die abendliche Stille meiner Wohnung verdrängen und ging schnurstracks auf meinen Fernseher zu. Als mein Finger schon fast den Knopf betätigte, zuckte ich zurück. Ich fühlte mich wie in meiner Sucht ertappt. Schnell schaltete ich die Stereoanlage ein. Musik - weitaus besser als fernsehen. Der Vorteil: Man kann nebenbei noch zig Dinge erledigen.

Nach den ersten Tagen wurde mir klar: Überhaupt frisst Fernsehen viel zu viel Zeit. Während die Stunden auf dem Sofa ansonsten verloren waren, konnte ich auf einmal mit Musik im Hintergrund jede Menge Dinge erledigen, die sonst liegengeblieben wären. Denn die Konzentration während des Fernsehens ist doch erheblich eingeschränkt. Da schaltet sich der Verstand einfach ab!

Und so ging es die nächsten Tage ohne meinen Fernseher auch ganz gut. Ich staubte ihn nicht einmal mehr ab. Ich vermisste weder die Serien, die mich sonst beim Bügeln begleiteten, noch die mehr oder weniger schlechten Shows. Stattdessen las ich mehr Zeitung und Bücher, genoss die freie Zeit - oftmals sogar die Stille.

Doch dann kam der Punkt der Versuchung: Samstag, 18 Uhr. Ich hatte meine Fastenwoche schon fast überstanden. Da kitzelte es mich in den Fingern. Zitternd griffen sie in Richtung Fernbedienung. Und ich gebe es zu: Ich konnte einfach nicht widerstehen. Als dann die Sportschau auf dem Schirm aufflammte, lehnte ich mich zufrieden zurück und genoss knapp zwei Stunden lang ohne schlechtes Gewissen die Fußball-Bundesliga-Zusammenfassung.

Fazit: Es geht auch ohne Flimmerkiste - in vielen Situationen sogar besser -, aber eben nur in der Winter- oder Sommerpause der Fußball-Bundesliga. Verena Schüller

Fasten-Kolumne

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