Ohne Jod kann sie nicht

TRIER. (hil) Schilddrüsenerkrankungen sind in jodarmen Regionen wie Deutschland weit verbreitet. Etwa ein Drittel der Bevölkerung hat Probleme mit der Schilddrüse. 20 Prozent leiden an Knoten. Am TV -Telefon saßen am Donnerstag fünf Ärzte, die sich mit Erkrankungen der Schilddrüse auskennen.

Wo sitzt die Schilddrüse und was macht sie? "Die Schilddrüse sitzt im Hals unterhalb des Kehlkopfes. Sie produziert Schilddrüsenhormon", erläutert Bernward Hehenkamp, Allgemeinmediziner aus Trier. "Wird viel produziert, fühlt man sich fit, vital. Wird wenig produziert ist man müde, schlapp."Was kann man vorbeugend gegen Erkrankungen der Schilddrüse tun? "Jod, Jod und nochmals Jod. Um Schilddrüsenhormon produzieren zu können, braucht die Drüse Jod. Es ist ein natürlicher Stoff, den wir zum Überleben brauchen", schildert Professor Dr. Bernd Krönig, Chefarzt im Elisabeth-Krankenhaus, Trier. "Gegenteilige Behauptungen und Befürchtungen, zu viel Jod könnte zu einer Schilddrüsenerkrankung führen, sind nicht haltbar", ergänzt Dr. Thomas Schepers, Facharzt für Innere Medizin aus Trier. Pro Tag brauche ein erwachsener Mensch zwischen 150 und 200 Mikrogramm Jod.Welche Arten von Schilddrüsenerkrankungen gibt es? "Man kann vier Erkrankungen unterscheiden, die eng miteinander verbunden sind", sagt Dr. Alfred Kuckartz, Chefarzt der Chirurgischen Abteilung im Dauner Krankenhaus Mariahilf. "Es gibt Über- und Unterfunktionen der Schilddrüse, Schilddrüsenvergrößerung und Knoten."Was ist der Unterschied zwischen heißen und kalten Knoten? "Heiße Knoten werden in sich geschlossene Bereiche in der Schilddrüse genannt, in denen viel mehr Hormon produziert wird, als im Rest der Drüse", erläutert Schepers. Heiße Knoten werden sie genannt, weil sie sich in der nuklearmedizinischen Untersuchung als feuerrote Fleckchen zeigen. "Kalte Knoten sind in sich geschlossene Bereiche, in denen gar nichts produziert wird."Wie kann man erkennen, ob man an einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse leidet? "Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind Nervosität, innere Unruhe, Hitzegefühl, Haarausfall. Eine Unterfunktion geht häufig mit Trägheit, Müdigkeit, depressiver Stimmung, Verstopfung und Gewichtszunahme einher", beschreibt Hehenkamp.Wann muss eine Schilddrüsenerkrankung operiert werden? "Auf jeden Fall wird operiert bei kalten Knoten, die größer als einen Zentimeter sind oder Beschwerden machen oder schnell wachsen. Heiße Knoten werden besonders bei jungen Leuten operiert", sagt Chirurg Kuckarzt.Welche anderen Therapien gibt es bei heißen Knoten? "Heiße Knoten können mit Radiojod behandelt werden. Bei dieser Therapie bekommt der Patient radioaktiv angereichertes Jod verabreicht. Dieses Jod sammelt sich in den heißen Knoten an und brennt die Knoten förmlich aus", erläutert Krönig.Was kann bei einer Operation an der Schilddrüse passieren? "Neben den üblichen Operationsrisiken kann es zu einer Verletzung der Stimmbandnerven kommen. Passiert das auf einer Seite, ist man heiser, passiert es auf beiden Seiten, hat man keine Stimme mehr", erläutert Kuckartz. Solche Komplikationen treten in ein bis drei von 1000 Fällen auf. Bei Entfernung der Schilddrüse kann es zudem zu Störungen im Kalzium-Stoffwechsel kommen.

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