"Papaarbeitsbrot" ist der Hit

WITTLICH. Vollkornbrot statt Kuchenteilchen, Müsli statt gesüßter Kinderquarks, Möhren statt Schokolade - viele Eltern versuchen ihre Kinder zu einer gesunden Ernährung anzuhalten. Oft mit wenig Erfolg. Wie man es dennoch schaffen kann, Kinder, die Sachen essen zu lassen, die wirklich groß und stark machen, wollte der TV wissen.

 Hhhhmmm lecker: Dass auch Rohkost Kindern schmeckt beweist die kleine Symeyye.Foto: Nora John

Hhhhmmm lecker: Dass auch Rohkost Kindern schmeckt beweist die kleine Symeyye.Foto: Nora John

"Gegessen wird nur am Tisch", erzählt Michaele Habscheid, Leiterin des Kindergartens Jahnplatz in Wittlich. In vielen Familien gebe es das gemeinsame Essen am Tisch gar nicht mehr. Deshalb habe man vor einiger Zeit ein gemeinsames Frühstück eingeführt, um den Kindern gesunde Ernährung und das Erlebnis des gemeinsamen Essens nahe zu bringen. "Früher brachten die immer Puddings, Süßigkeiten oder auch Chips mit", erinnert sie sich. Da seien natürlich die Kinder mit dem belegten Brot von daheim, neidisch auf die gewesen, die mit einem süßen Teilchen kamen. Auch Gespräche mit den Eltern oder Informationsabende hätten da nur wenig gebracht. Deshalb sei man auf die Idee mit dem Frühstücksbüffet gekommen.Ein gesundes Frühstück für fünf Euro

Für fünf Euro im Monat werden alle Kinder mit einem gesunden Frühstück versorgt. Belegte Brote, Müsli, Obst und Gemüsestücke werden dort auf einem Büffet, fast wie im Hotel, in kleinen Portionen angeboten.Die Eltern seien begeistert, erzählt die Erzieherin. Auch den Kindern scheint es gut zu schmecken. Geduldig stellen sie sich an und holen sich etwas von ihren bevorzugten Speisen."Es gibt auch Nutellabrote", erzählt Michaele Habscheid. Dann sei der Aufstrich dünn und die Butter werde weggelassen. Vom generellen Verbot von Süßigkeiten hält sie nichts. Es müsse aber wie Schokopops, statt der gesunden Müsli-Mischung, eine Ausnahme bleiben. Vom Süßigkeitenverbot hält auch Karin Wendenius-Leutner, Ernährungsberaterin bei der AOK in Wittlich, wenig. Sie rät aber dazu, die süßen Sachen, die in der Fernsehwerbung gerne als so gut und gesund angepriesen werden, ganz klar als Süßigkeiten zu bezeichnen und den Kindern eine Auswahl zu bieten. Also entweder ein Stück Schokolade oder ein paar Gummibärchen oder eine Milchschnitte. Sie empfiehlt, diese Sachen am besten nach dem Mittag- oder Abendessen zu geben. "Dann ist man satt und es ist mit einer kleinen Portion getan", sagt sie. Zudem würden nach diesen Hauptmahlzeiten meist die Zähne geputzt. Vieles habe sie auch durch persönliche Erfahrungen durch ihren jetzt zwölfjährigen Sohn gelernt, erzählt Wendenius-Leutner. So sei sie beispielsweise dazu übergegangen, ihrem Sohn nachmittags noch einmal etwas zu essen, möglichst Obst oder andere gesunde Nahrung anzubieten. Sonst käme irgendwann der große Hunger. "Wenn wir Hunger haben, sind wir wie ferngesteuert", schildert sie ihre Erfahrungen. Gerade dann würde oft in großen Mengen Süßes oder Salziges gegessen. Für die Mengenbegrenzung bei diesen eher als ungesund einzustufenden Lebensmitteln rät sie nie aus der Tüte zu essen, sondern die Menge in ein Schüsselchen abzufüllen.Ganz entscheidend seien auch die Eltern als Vorbild, erklärt die Ernährungsberaterin. Auch sie hat die Erfahrung gemacht, dass auf gemeinsame Mahlzeiten immer weniger Wert gelegt werde. Dabei müssten die Kinder auch erleben, dass Essen und Ruhe zusammengehören. "Leute, die immer nebenher essen, neigen zu Übergewicht", sagt sie. "Man muss bei Hänschen anfangen", beschreibt sie die Notwendigkeit Kinder schon früh an vernünftiges Essverhalten zu gewöhnen."Papaarbeitsbrot" bei vielen Kinder beliebt

Diese Erfahrung kann Michaele Habscheid bestätigen: Die kleineren Kinder haben anfangs große Probleme ruhig sitzen zu bleiben. Die größeren dagegen frühstücken oft stundenlang und erzählen. Und dabei wird aber keineswegs zu viel gegessen. Anders als man es oft bei Erwachsenen am Büffet beobachten kann, lädt sich keines der Kinder den Teller zu voll, sondern geht lieber mehrmals.Viele hätten sich auch nur zögernd an unbekannte Speisen gewagt, erzählt Michaele Habscheid. So sei das dunkle Brot am Anfang nicht nur auf Gegenliebe gestoßen. Aber da man ja alles probieren soll, stellte manch einer der Knirpse irgendwann fest, dass auch Schwarzbrot ganz lecker ist. Ein Junge war dann auch ganz stolz, dass er jetzt "Papaarbeitsbrot" essen durfte. Zu Hause gab es das dunkle kräftige Brot nur für den Vater, weil der ja schwer arbeiten musste. Als "Papaarbeitsbrot" erfreute sich diese Sorte plötzlich bei vielen Kindern großer Beliebtheit.Eine große Vielfalt an Speisen, hält auch Karin Wendenius-Leutner für ganz wichtig. Probieren ist Pflicht. Denn: "Man könnte ja etwas verpassen." Weitere Tipps: Erwachsene sollten am Tisch nicht über Speisen nörgeln, und: Für Gemüsemuffel rohe mundgerechte Gemüsestücke schneiden.Diese werden auch im Kindergarten Jahnplatz nicht verschmäht. Wenn Kinder dann noch selbst helfen dürfen, Gemüse oder Obst zu schnippeln, dürfte der gesunden Ernährung eigentlich nichts mehr im Wege stehen.

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