RADSPORT : Ausdauer wichtiger als Tempo

MORBACH-HUNDHEIM. Martin Gorges aus Hundheim bei Morbach ist einer der besten Rennradfahrer der Region. Im vergangenen Jahr Jahr wurde der 22-Jährige Landesmeister bei den U 23-Junioren.

Der Hobbyradler, der am Hinterrad von Martin Gorges "lutscht", kann es nicht glauben. Das soll ein Rheinland-Pfalz-Meister sein? Schlappe 31 Kilometer pro Stunde zeigt der Fahrrad-Computer auf der flachen Strecke die Mosel entlang. Da tritt der Mitvierziger ja manchmal allein im Wind fahrend schneller in die Pedale. Ein guter Kilometerschnitt ist doch schließlich das Vorzeigbare.So habe er früher auch gedacht, gesteht Martin Gorges. "Wenn ich durch eine Fußgängerzone gefahren bin, habe ich sogar den Computer vom Lenker genommen, um mir nicht den Schnitt zu verderben", erzählt der Vorzeigeathlet vom RSC "Stahlroß" Wittlich.Härte kommt mit dem Wettkampf

Alles Quatsch, weiß Gorges heute, denn um gute Rennen zu fahren, müsse man vor allem die so genannte aerobe Ausdauer trainieren. Auf hügeliger Strecke fahre er deshalb heute im Durchschnitt 27 bis 28 Kilometern pro Stunde.Das Entscheidende bei Radrennen sei, dass man die Tempospitzen bis zu 50 Kilometer pro Stunde bei Ausreißversuchen beherrsche. "Viele Hobbyfahrer sind frustriert, wenn sie das erste Mal ein Rennen fahren", berichtet Gorges.Dem Späteinsteiger, der nach einer Knieverletzung erst als 18-Jähriger vom Fußball zum Radsport fand, ging es zu Beginn seiner Karriere ähnlich. Erst mit den Rennen kommt die Tempohärte und vor allem die Erfahrung: Wann man versucht mit wem einen Ausreißversuch zu starten und wann man besser "sitzen" bleibt, um Energie zu sparen.Hilfreich sei der riesige Erfahrungsschatz seines Vereinskameraden Norbert Becker. Der Senioren-Europameister könne ihm zahlreiche Tipps geben und unterstütze ihn auch bei der Trainingsplanung. "Ich verschwende immer noch zu viel unnötige Energie", nennt Gorges seine größte Schwäche.Trotzdem wirft das jahrelange Training beim 22-Jährigen Zinsen ab: Bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften im vergangenen Jahr im Dauerregen und bei acht Grad gewann Gorges den Titel bei den unter 23-Jährigen (U 23). In der Rheinlandpokalserie liegt der Elektrotechnik-Student an der Fachhochschule Trier, der momentan ein Industriesemester bei der BASF in Ludwigshafen absolviert, in dieser Altersklasse momentan an zweiter Stelle.Für den Sprung ins Profilager habe er zu spät angefangen, wehrt Gorges alle Spekulationen ab, er könne das Radfahren zum Beruf machen. So muss sich der junge Mann aus Hundheim bei Morbach besonders im Winter motivieren, um nach einem langen Tag an der Uni bei Wind und Wetter noch aufs Rad zu steigen. Zur großen Verwunderung seiner Kommilitonen sei er auch schon mal mit dem Rad nach Trier gefahren, erzählt Gorges.Bis zu dreimal wöchentlich steht das gemeinsame Training mit dem Vereinskameraden vom RSC "Stahlroß" Wittlich auf dem Programm (Dienstag und Donnerstag 18 Uhr, Samstag 14 Uhr, Treffpunkt jeweils Platz an der Lieser). Natürlich mit dem Rad fährt Martin Gorges nach Wittlich. "Das ist ja nur eine Stunde entfernt und die Touren führen zum Schluss meist in Richtung Hunsrück", erklärt Gorges. Von der Loreley im Osten, Luxemburg im Westen, Gerolstein im Norden und dem Pfälzer Wald im Süden erstreckt sich "sein Reich".Er genießt die Freiheit auf dem Rennradsattel. Und darin unterscheidet sich der U 23-Rheinland-Pfalz-Meister nicht vom ganz gewöhnlichen Hobbyfahrer, der an seinem Hinterrad "lutscht".

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