RADSPORT: Ganz nah bei Lance und Jan

DARSCHEID. (bb) Der 13-jährige Radrennfahrer Manuel Rücker hat seit März etwa 4000 Trainingskilometer absolviert und kam bei den meisten der mehr als 20 Rennveranstaltungen in diesem Jahr unter die ersten Zehn. Ab heute hat er die Chance, sich für eine Fahrt auf der Zeitfahrstrecke des Prologs zur Tour de France zu qualifizieren.

Er ist 13 Jahre alt, hat Gel in den Haaren, ist Fußballfan, trifft sich mit Freunden auf dem Bolzplatz und muss wochentags stets Hausaufgaben machen: So gesehen ist Manuel Rücker ein ganz normaler Siebtklässler. Er besucht das Thomas-Morus-Gymnasium in Daun. Wenn sein Vater Eckhard Umbach davon schwärmt, wie diszipliniert Manuel trainiert und dass er bei heißem Wetter zu Hochform aufläuft, wirkt der Junge eher ein bisschen verlegen und winkt ab. "Ich habe eben Glück und gute Beine", lacht er dann. Im Winter hält er sich mit Schwimmen, Laufen und Badminton fit. Von März bis Oktober wird an vier bis fünf Tagen in der Woche nach einem individuell erstellten Plan trainiert, und fast an jedem Wochenende nimmt Manuel an einem Wettkampf oder einer Meisterschaft teil. An heute fährt Rücker mit fünf weiteren Jugendlichen drei Rennen in der Nähe von Lüttich - mit der Chance, sich darüber für eine Fahrt auf der Prologstrecke der Tour de France zu qualifizieren, ganz nah bei Lance Armstrong und Jan Ullrich. Er trägt das deutsche Nationaltrikot und trifft auf internationale Mitstreiter. Eingeladen hat ihn dazu der Radsport-Landesverband Nordrhein-Westfalen. Diesem gehört er als Mitglied des Radsportclubs (RSC) Sturmvogel Bonn an. Seine ersten Sporen hat sich Manuel Rücker beim RSC Schneifel Prüm verdient. Bei dem Bonner Verein erfahre sein Sohn "eine super Unterstützung und eine optimale Förderung", sagt Eckhard Umbach. Der Kontakt und die Mitgliedschaft zu den Prümern bestehe aber nach wie vor. Trainiert wird Rücker in der U 15-Schülerklasse von Jan-Eric Schwarzer aus Köln, Student und Profifahrer. Auf seinem Trainingsplan stehen zwischen eineinhalb und drei Stunden Training täglich. Die absolviert Manuel gemeinsam mit seinem Vater in der Regel auf dem Maare-Mosel-Radweg - allein in diesem Jahr schon rund 4000 Kilometer. Die aktuelle Saison begann für den jungen Darscheider im März mit dem zweiten Platz bei einem Straßenrennen in Straelen am Niederrhein. Bei der nordrhein-westfälischen Landesmeisterschaft in Rödingen wurde er Vierter, das Rennen in Refrath bei Köln und die Bezirksmeisterschaft Mittelrhein-Süd in Euskirchen hat er gewonnen. Und bei fast allen der bisher 21 absolvierten Rennveranstaltungen belegte er vordere Plätze, bei Starterfeldern von immerhin 40 bis 50 Teilnehmern. Der Weg zur Deutschen Meisterschaft führte über die Qualifikationen bei der Landesmeisterschaft und drei verschiedene, von Trainern beobachtete Sichtungsrennen, darunter die Norddeutsche Meisterschaft in Hamburg. Aber dann verfolgte ihn das Pech bei der Deutschen Meisterschaft in Queidersbach/Pfalz: Es regnete in Strömen, und Manuel hatte einen Speichenbruch.Landesmeisterschaften im September

Im Terminkalender von Vater und Sohn stehen noch als Landesmeisterschaften das Bahnrennen in Köln im Juli und das Einzelzeitfahren in Kerpen im August. Das macht Hoffnung auf weitere Pokale, Medaillen, Urkunden, Schleifen und Sachpreise. "Ich verdiene schon ganz gut", erzählt der Junge und rechnet vor: "60 Euro für 27 Minuten Arbeit sind doch viel, oder?" Freude und Motivationsschub geben ihm zudem Einladungen wie die zum Prolog der Tour de France sowie auf den Beifahrerplatz im Wagen des sportlichen Leiters der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt im September. Dieses Angebot war Rücker bei der Sportlerehrung des Kreises Daun im November 2003 vom Chef des Teams Gerolsteiner gemacht worden. "Ich freue mich riesig", sagt Rücker.

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