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253 "Sieh zu, dass du fortkommst -""Ich wusste nicht, dass Ihr", stammelte Peire."Lass gut sein -" Urban hatte Mühe, die Worte zu artikulieren."Ich wollte nicht -""Die Guten kämpfen gegen die Bösen.

Du kannst nichts dafür, dass es so ist. Jeder hält sich für den Guten und den Feind für teuflisch -""Ihr dürft nicht sterben. Ich helfe Euch auf mein Pferd." Peire umklammerte Urban und versuchte, ihn hochzuzerren."Lass mich." Urban röchelte. Peires Versuche, ihn anzuheben, bereiteten ihm sichtlich große Schmerzen. Ratlos ließ Peire ihn wieder ins Gras sinken und kauerte sich neben ihn."Wer seid Ihr?""Lass das Fragen. Frag deine Mutter", hauchte der Sterbende. "Ich verzeihe dir, so wie Gott dir verziehen hat."Peire beugte sich über ihn und küsste ihn."Stirb nicht, Bruder", murmelte er. "Ich brauche dich, jeden Tag und für immer.""Ich werde immer bei dir sein, nicht abwesend, nur unsichtbar." Das Flüstern wurde unverständlich. Peire hielt sein Ohr über Urbans Mund.Hatte Urban es ausgesprochen oder er selbst es gedacht?Peire starrte tränenlos auf Urbans Gesicht, das in einem Lächeln erstarrt und dem Alvaros seltsam ähnlich war. Die Augen sahen zum Himmel hoch. In ihnen lag eine Gewissheit, die Peire einen Schauer über den Rücken jagte. Gott hatte ihm verziehen, es gab keinen Zweifel mehr. Der Regen ließ nicht nach.Der Neffe des Abtes, der Leonor aus dem Feuer gerettet hatte, Pierre de Vaux-de-Cernay, ein Zisterziensermönch, schrieb den folgenden Bericht über die Schlacht, deren Augenzeuge er war:"… die Unsrigen verließen den befestigten Ort Muret und zogen in drei Schlachtreihen, zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit angeordnet, ohne Furcht gegen die Feinde. Die Bischöfe und die Geistlichen gingen jedoch in die Kirche, um Gott für seine Diener zu bitten, die sich für Seinen Namen dem drohenden Tod aussetzten. Diese zum Himmel Betenden und Rufenden brachten wegen der bevorstehenden Gefahr einen so großen Lärm hervor, dass sie eher {lsaquo}Schreiende{rsaquo} als Betende zu nennen waren. Währenddessen gingen die Ritter Christi frohlockend zu dem Schlachtfeld, bereit, für Seinen Namen nicht nur Schmerz, sondern auch den Tod zu erleiden. Als sie Muret verließen, erblickten sie auf der Ebene bei dem Ort die Feinde, die den Kampf erwarteten und so zahlreich wie die ganze Welt waren.Sofort stürmte unsere erste Schlachtreihe gegen die Feinde und drang in deren Mitte ein. Kurz darauf folgte ihr die zweite Schlachtreihe und drang wie die erste in die Feinde ein. Bei diesem ersten Angriff fiel der König von Aragon und viele Aragonesen mit ihm. Er selbst hatte nämlich, hochmütig, wie er war, seinen Platz in der ersten Schlachtreihe genommen, während die Könige sonst stets in der letzten Schlachtreihe zu sein pflegen. Auch hatte er seine Rüstung vertauscht und die eines anderen angelegt …… unsere Feinde, die in kurzer Zeit besiegt worden waren, suchten in völliger Unordnung ihr Heil in der Flucht.Sobald das die Unsrigen gewahr wurden … setzten sie hinter den Flüchtenden her. Alle Nachzügler machten sie nämlich nieder und töteten viele tausend …Danach befahl der Graf (Montfort) einigen von den Seinigen, ihn zu der Stelle zu führen, wo der König von Aragon getötet worden war, denn er kannte überhaupt nicht die Stunde, noch den Ort von dessen Tod. Als der Graf zu der Stelle kam, fand er den Körper des Königs nackt mitten auf dem Schlachtfeld ausgestreckt: Er war von unserem Fußvolk entblößt worden. Dieses war nämlich, als es den Sieg sah, aus dem befestigten Ort Muret herausgekommen und hatte alle, die es noch lebend am Boden fand, gänzlich erledigt. Doch als der überaus fromme Graf den König auf dem Boden hingestreckt liegen sah, stieg er vom Pferd und stimmte über den Verschiedenen wie ein neuer David über einen neuen Saul die Totenklage an.Nachdem man dies alles so, wie es sich gehört, erledigt hatte und etwa 20 000 von den Feinden des Glaubens sowohl durch Ertrinken als auch durch das Schwert getötet worden waren, ging der allerchristlichste Graf, der wusste, dass ein so großes Wunder durch das Wirken Gottes und nicht durch menschliche Kraft vollbracht worden war, von der Stelle, wo er abgestiegen war, barfüßig zu der Kirche, um dem allmächtigen Gott für den gewährten Sieg Dank zu sagen. Fortsetzung folgt.

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