Späte Ehre für Konstantin

Das Konstantin-Fieber hat die Region fest im Griff. Die Geschichte des römischen Imperators steht im Mittelpunkt vieler Ausstellungen. Aber es wird auch einen musikalischen Höhepunkt im Konstantinjahr geben. Der Luxemburger Joseph Groben hat ein Oratorium wieder ntdeckt, das von Konstantin handelt, von einem regionalen Musiker geschrieben wurde - und am 27. Oktober in der Abtei Maximin aufgeführt wird.

 Joseph Groben begab sich auf musikalische Spurensuche nach Konstantin. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Joseph Groben begab sich auf musikalische Spurensuche nach Konstantin. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Luxemburg/Trier. Das Leben des Kaisers, der als Wegbereiter des Christentums gilt, war vor über 100 Jahren ein großes Thema für einen kleinen saarländischen Komponisten. Die Rede ist von Philipp Jakob Riotte (1776 - 1856), der Konstantin zu Ehren ein Oratorium geschrieben hat, das bislang nur ein einziges Mal aufgeführt wurde: am 28. November 1852. Über 150 Jahre später hat ein Luxemburger Sprachlehrer das verschollene Oratorium wieder entdeckt und plant eine erneute Aufführung, bei der erstmals Trierer Konzertchor, der Friedrich-Spee-Chor und das Luxemburger Kammerorchester "Les Musiciens" gemeinsam musizieren werden.Musik ist für Joseph Groben eine Passion. Seit 33 Jahren leitet er das von ihm gegründete Luxemburger Kammerorchester. Seine Suche nach dem verschollenen Oratorium über Konstantin gleicht einer Detektivgeschichte und führte über Trier, St. Wendel und Bonn bis nach Wien. "Es fing damit an, dass wir für das europäische Kultur-Hauptstadtjahr einen Komponisten aus der Großregion finden wollten", erzählt Groben. Nach langer Suche in verschiedenen Archiven fand Groben einen ersten Hinweis auf einen Komponisten aus dem Saarland. Philipp Jakob Riotte wurde 1766 in St. Wendel geboren und war zu Beginn seiner Karriere Organist in Trier, anschließend in Frankfurt und Offenbach. Ihn verschlug es wie viele junge Komponisten nach Wien.

Zu Lebzeiten war Riotte ein bekannter Komponist

Zu Lebzeiten war er ein bekannter Komponist, dessen Popularität nur noch von Mozart und Beethoven überragt wurde, erläutert Groben. Allerdings geriet sein Metier, zeittypische Unterhaltungsmusik für das Wiener Theaterpublikum zu schreiben, zunehmend in den Hintergrund. Die aufkommende Romantik läutete das Ende der Wiener Klassik ein. In dieser Zeit hatte ein Zeitungsredakteur, Joseph Karl Bernard, für Ludwig van Beethoven den Oratorientext einer Hommage an den römischen Kaiser Konstantin verfasst. "Der Sieg des Kreuzes" nannte sich das Chorwerk, das von Konstantins Sieg über seinen Rivalen Maxentius handelt. Im Zentrum steht - wie sollte es anders sein - die berühmte Kreuzesvision des Kaisers bei der Schlacht an der Milvischen Brücke. Beethoven erhielt das Libretto im Herbst 1823, aber zu einer Vertonung sollte es nicht mehr kommen. Knapp 30 Jahre gingen ins Land, bis das mittlerweile in Vergessenheit geratene Libretto an Riotte gelangte, der als begeisterter Anhänger Beethovens damit begann, es im hohen Alter von 76 Jahren zu vertonen.

Ein einziges Mal gelangte es zur Aufführung. Dann wurde es erneut vergessen. Die Partituren schlummerten 150 Jahre lang bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, wo sie Groben vor wenigen Monaten wieder ausgegraben hat. "Die wussten gar nicht, was sie da in ihrem Archiv liegen haben," wunderte sich der Musik-Spezialist. Das Libretto zum Oratorium fand er im Bonner Beethoven-Archiv und konnte so Text und Musik zusammenführen. Groben will das vergessene Oratorium wieder zum Klingen zu bringen. "Das einzige große Werk über Konstantin - was wäre passender, als es in Trier zur Aufführung zu bringen," freut sich Groben. Dazu waren rund 500 Stunden Arbeit nötig. Die Partitur musste analysiert werden, die Noten musten nochmals in lesbarer Form übersetzt und in den Computer eingegeben werden. Dabei half ihm André Reichling, Chef der Luxemburger Militärkapelle. Das Oratorium ist zudem sehr personalintensiv, insgesamt neun Arten von Chören sind nötig, dazu diverse Solisten. Eine Mammut-Aufgabe, aus alten vergilbten Noten und Texten eine zeitgemäße Konzertaufführung zu machen. Aber der Großteil der Arbeit ist inzwischen getan. Groben gelang es, sowohl den Trierer Konzertchor unter Leitung von Manfred May als auch den Friedrich-Spee-Chor unter Leitung von Martin Folz zu verpflichten. Dazu wird das Luxemburger Kammerorchester "Les Musiciens" unter Leitung von Nicolas Brochot spielen. "Die Mannschaft steht", freut sich Groben - jetzt muss nur noch geprobt werden. Der Vorverkauf zu dem Konzert, das am 27. Oktober, 20 Uhr, in der Abtei St. Maximin in Trier stattfindet, beginnt in Kürze.

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