Spagat zwischen Actionrock und Eifel

DAUWELSHAUSEN. Seit über zwei Jahrzehnten wird im grenznahen Mikrokosmos Dauwelshausen regelmäßig gerockt. Das ist Tradition – möglicherweise die einzige in Dauwelshausen. Zumindest die lauteste.

Wer durch Dauwelshausen fährt - und das ist, wenn man angefangen hat, schnell passiert - sieht dort nicht viel: ein paar Häuser, hier und da einige Kühe und jeden zweiten Dienstag im Monat ein entgegenkommendes Auto. Es ist nicht der Ort, indem man durchgeknallte Musiker erwarten würde, schon gar nicht auf einer Bühne. Doch der Eindruck täuscht, denn genau hier gibt es die wohl einzige Schnittmenge von nahezu unberührter Eifelidylle und gitarrenlastigem Rock. Und einmal im Jahr wird diese Schnittmenge mit Bühne, Bierständen und Menschen gefüllt. Nächster Termin dazu ist am 4. und 5. August. "Eldorado rockt" heißt es dann wieder, wenn unter anderem die Band "Sub7even" (Headliner am Samstag) auftreten wird. "Auf ihrem Erstling schafft es die Band, den Spagat zu vollziehen, opulente Melodien in rockiges Gewand zu kleiden und wie selbstverständlich gefühlsbetonte balladeske Stücke daneben zu platzieren, die wie dafür gemacht sind, in der europäischen Radiolandschaft auf fruchtbaren Boden zu fallen", heißt es in einer Pressemitteilung des Sub7even-Managements. Was damit gemeint ist, muss jeder selbst rausfinden - deshalb dazu nur so viel: Wer in Dauwelshausen nach einem Spagat auf fruchtbaren Boden fällt und dort liegen bleibt, verpasst das Meiste. Zum Beispiel "Ilhan", den musizierenden Gitarrenmenschen von Hamburgs Reeperbahn, der bereits vor zwei Jahren beim "Eldorado rockt" dabei war. Der spielt am Freitagabend, nach den "Q-fighters", eine kreuz und quer covernde Newcomer-Band, und den "Pelotones" aus Mainz, von denen behauptet wird, dass "diese subversiven staatenlosen Wilden die Musikindustrie gefährden". Letzte Band vorm Schlafengehen am Freitag ist "The Heartbreakmotel", fünf punkrockende Jungs aus Recklinghausen, von denen einige auch mal von der Bühne springen, fallen oder was auch immer. Dann bleibt es eine Weile dunkel, bis dann Samstag ist, der in Dauwelshausen am späten Nachmittag mit der Ska-Cross-over- und Alternative-Rock-Formation "Crooked" beginnt, gefolgt von "Dush", einer recht jungen Band aus Duisburg, die ebenfalls alternativ-rockig über Schmerz, Wehleidigkeit und Verflossenes berichtet. Von Liebe und dem, das sonst noch so anfällt, handeln auch die Songs von "Radio Suu", allerdings verpackt in deutschsprachigem Hip- Hop mit Funk-, Jazz und Soul-Elementen. Danach wird es dann wieder krachiger: die Laconics, deren lakonischer Name zwischen zwei, drei Bieren entstanden sein soll, und die sich musikalisch an Bands wie AC/DC, Turbonegro, Hellacopters oder Ramones orientieren. Wären dann noch "Project 54", die mit ihrem "Puporoska"-Stil Rock, Ska, Punk und Pop erfolgreich in drei Musikern vereinen, sowie "Sub7even" und abschließend die Actionrocker "The Dynaminds", fünf Männer aus dem Raum Bitburg-Prüm, brutal laut und schnell. Eben ganz anders als Dauwelshausen an einem verträumten Mittwochmorgen im Mai. Der Eintritt zum Festival ist am Freitag bis 19 Uhr umsonst und kostet danach sechs Euro, am Samstag zwölf Euro und für beide Tage zusammen 15 Euro. Der Erlös des Eldorado-Open-Airs wird gespendet.

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