Sparen, bevor es zu spät ist

TRIER. Mitte 20, den ersten Job in der Tasche, da sind Gedanken an das Rentenalter in weiter Ferne. "Sehr falsch", sagt Michael Hauer, Geschäftsführer vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung. Gegenüber dem TV gab er Tipps zu Vorsorgemöglichkeiten.

Herr Hauer, warum tun so wenig junge Leute etwas für ihre Altersvorsorge? Vielen ist nicht klar, dass die gesetzliche Rente nur 35 bis 45 Prozent vom Versorgungsbedarf im Alter abdeckt. Warum lohnt es sich, bereits als junger Mensch mit der Altersvorsorge anzufangen? Ein junger Mensch profitiert von der langen Sparzeit, die er hat. Wenn er 50 Euro pro Monat zurücklegt und das 40 Jahre lang, bekommt er viermal so viel raus, als jemand, der nur 20 Jahre einzahlt. Obwohl die Sparsumme lediglich doppelt so hoch ist. Welche Vorsorgemöglichkeiten gibt es? Grundelement ist erstmal die Riester-Rente (Anm. d. Red.: Zulagen vom Staat), die gehört in jedem Fall dazu. Davon gibt es drei Modelle: Investmentfonds, die private Versicherung - die es auch fondsgebunden gibt - oder der Banksparplan. Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen Anlageformen? Investmentsfonds können hohe Rendite bringen - müssen es aber nicht, das heißt, man hat auch ein höheres Risiko. Die Entwicklungen am Kapitalmarkt lassen sich nicht vorhersehen. Die Lebensversicherung und das Banksparen sind eher konservative Anlagen mit geringem Risiko. Da sind die Renditen natürlich auch geringer. Zu welcher Anlageform raten Sie? Es wäre nicht seriös, hier eine Anlageform hervorzuheben, da dies sehr von der individuellen Situation abhängt wie zum Beispiel Alter, Familienstand, Einkommen und Risikobereitschaft. Eine Rolle spielt auch, zu welchem Berater ich Vertrauen habe - denn eine fundierte Beratung sollte auf jeden Fall vor einem Abschluss erfolgen. Wie hoch ist das Risiko bei Investmentfonds? Das Risiko nimmt mit einer längeren Laufzeit natürlich ab. Das ist wieder der Vorteil der Jüngeren. Älteren Menschen, die zum Beispiel nur noch zehn Jahre sparen können, raten wir von reinen Aktienfonds ab. Aber auch das ist eine Frage der Anlegermentalität. Ist eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) sinnvoll? Es ist eine ganz wichtige Säule der Altersversorgung. Aber zu wenige Arbeitnehmer wissen um ihre Ansprüche, die zum Beispiel im Tarifvertrag stehen, dass der Arbeitgeber Zuschüsse zahlt. Was ist bei einer bAV zu beachten? Gut ist es, wenn die Firma mit einem einzigen Anbieter zusammenarbeitet. Dann sind die Verwaltungskosten aufgrund von Firmentarifen für den einzelnen Arbeitnehmer geringer. Es gibt auch so genannte vermögenswirksame Leistungen. Das heißt, der Arbeitgeber zahlt einen Zuschuss für eine bestimmte Anlage. Was können Sie dazu sagen? Wenn ein Arbeitnehmer 40 Euro vermögenswirksame Leistungen vom Arbeitgeber erhält, muss er die versteuern und Sozialversicherungsbeiträge darauf zahlen. Somit bekommt er effektiv nur rund 20 Euro raus. Werden die 40 Euro jedoch in die bAV gesteckt, sind sie steuer- und sozialversicherungsfrei. S Das Interview führte unser Redaktionsmitglied Bianca Weber.

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