Ein Bild mit Symbolcharakter: Kalla Reisdorf, der Trainer des neuen Spitzenreiters SV Niederemmel, schwenkt überschwänglich aus dem Trarbacher Vereinshaus die rot-weiße Vereinsfahne seines SV, der jetzt ganz nah am ersten Zwischenziel angelangt scheint. Der Staffelsieg und der damit verbundene Aufstieg ist nun aus eigener Kraft zu realisieren. Erleichtert resümiert der ehemalige Salmrohrer Stürmer, dass "wir heute die taktischen Vorgaben so umgesetzt haben, wie ich es mir vorgestellt habe. Es waren alle topfit und es gab keinen einzigen Ausfall. Legen wir früher ein, zwei Tore nach, wären wir zum Schluss nicht mehr in die Bredouille gekommen." Auffällig ist, dass der Verein mit überwiegend jungen Spielern den Erfolg anstrebt und die alten, erfahrenen Leute führen. Dabei hatten beide Teams doch noch unvorhergesehene Ausfälle zu beklagen. Beim Tabellenführer verletzte sich kurzfristig Thomas Müller. Beim SVN fehlte berufsbedingt Mittelfeld-Ass Mario Schwang. Würde das Duell der beiden Spielgestalter entscheiden? Im Nachhinein triumphierte die ruhige Dribbelkunst eines Thomas Schäfer über die ungestüme Art eines Kai Kieren, der später sogar ausgewechselt wurde. Prächtige Kulisse, trockenes Wetter und zwei hoch motivierte, aggressiv zu Werke gehende Titelaspiranten gaben dem Ligagipfel einen würdigen Rahmen. Eine Partie aus der Feinkostabteilung des Fußballs war es gewiss nicht, zu viel stand auf dem Spiel, aber kämpferisch wurde von beiden Mannschaften alles geboten. So gab es zu Beginn auch kaum Torraumszenen. Das meiste spielte sich im Mittelfeld ab. Die erste richtige Chance hatte Spielertrainer Thomas Melcher, der nach einer Ecke das 1:0 hätte machen müssen. Glück hatten die Trarbacher, als Thomas Schäfers Ball an den Pfosten klatschte. Zu überhastet gestalteten sich die Angriffsbemühungen der Gastgeber, die die Bürde des Tabellenführers nie ganz ablegten. Meist lange Bälle auf die Sturmspitzen Carsten Polch und Martin Müllers waren nicht das probate Mittel, um die Viererkette des SV zu knacken. Gegen Ende des ersten Durchgangs kamen die Gäste, eigens mit einem Fanclub angereist, besser ins Spiel und inszenierten gefährliche Aktionen. Harald Gesser kratzte kurz vorm Halbzeitpfiff einen Kopfball von Schäfer von der Linie. Nach dem Wechsel setzte sich die Niederemmeler Überlegenheit fort. Beinahe wäre Köhnen der Nutznießer einer Unsicherheit von Torwart Ralf Clauß geworden, doch Libero Torsten Hieke bereinigte dieses Situation. Nicht wenige der 350 Zuschauer befürchteten, dass ein einziges Tor die Partie entscheiden würde. Und es kam so: Das goldene Tor fiel nach einer Ecke, die Jens Huppers per Direktabnahme unhaltbar versenkte - 0:1 (61.). Wie würde der Spitzenreiter antworten? Trarbach wechselte zweifach. Doch der eingewechselte Uwe Weirich sah nach 100 Sekunden die rote Karte, als er überhart seinen Gegenspieler ummähte. Eine vielleicht zu harte Entscheidung des ansonsten guten Schiris Horst Jonas aus Sehlem. Die Gastgeber antworteten mit wütenden Angriffen, aber die Moselaner ihre Nerven hatten nicht im Griff. Melcher, der bereits wegen Meckerns Gelb gesehen hatte, monierte lautstark ein nicht gegebenes Tor. Die folgliche Ampelkarte dezimierte die Gastgeber so stark, dass ein Ausgleich fast unmöglich schien. Diese versuchten alles, aber Niederemmel spielte immer wieder gefährliche Konter. "Wir haben die erste Halbzeit verschlafen. Doch aufgeben werden wir nicht." Das Fazit von SG-Trainer Melcher verhallte mitten im Jubelschrei der einhundert mitgereisten Gästefans, die ausgelassen ihr Team feierten.