SPIEL DES TAGES : Ein Schrei, ein Pfiff, ein Tor

ARENRATH. Die These, dass jeder jeden schlagen kann, wurde wieder einmal bestätigt. Aufsteiger SV Binsfeld stürzte den ambitionierten, nun ehemaligen Tabellenführer SV Lüxem mit 1:0 vom Thron und darf nach oben schauen, während es die Lüxemer verpassten, sich ganz oben festzusetzen.

Es war kein Spitzenspiel der Sonderklasse. Aber ein spannendes allemal. Auf dem Arenrather Rasenplatz wurde nur in Sachen Torquote Magerkost geboten. Kämpferisch und abwechslungsreich, zuweilen auch hektisch hießen die Attribute für das Spiel des Tabellenführers aus Lüxem beim gut in die Startlöcher gekommenen SV Binsfeld, dessen Rückkehr in die A-Liga Hoffnungen aufkommen ließ. Der neue Spielertrainer Theo Kaiser musste vier Stammspieler ersetzen und setzte auf Konter. Auf Lüxemer Seite verletzte sich Torjäger Maurice Schmidt unter der Woche. Dies konnte der SVL nicht kompensieren. Die Wittlicher Vorstädter übernahmen die Initiative, ohne aber Bäume auszureißen, denn das Sturmduo Ayhan Apaydin und Rouven Zenz war gut zugedeckt vom umsichtigen Theo Kaiser und Uwe Zwilling. Die Kombinationen auf Gästeseite sahen zwar gefällig aus, doch wurden immer wieder von Fehlpässen begleitet und blieben somit wirkungslos. Gut herausgespielte Chancen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Lediglich Stefan Metzens Drehschuss schuf Gefahr. Die Partie war von vielen taktischen Zwängen geprägt. Thomas Kreuders abgefälschter Schuss nach einer sehenswerten Kombination blieb die letzte Möglichkeit vor der Pause, doch Keeper Günter Quint war auf der Hut. Die Halbzeitandacht von Kaiser fiel fordernd, aber konkret sachlich aus. "Wir müssen mehr laufen und in die Breite spielen. Außerdem sprechen wir zuwenig miteinander." Diese Linie wurde im zweiten Abschnitt nur bedingt umgesetzt, denn wiederum waren es die Gäste, die auf die Führung drängten. Zunächst war es ein 25-Meter-Freistoß von Udo Ehlen - lediglich die Querlatte verhinderte die nicht einmal unverdiente Führung der Habscheid-Elf. Das Spiel bewegte sich zwar nicht am Tempolimit, doch es lebte von der Intelligenz. Kluge Pässe von Habscheid, Libero Thomas Eull und Apaydin schufen immer wieder die Überaschungsmomente. Ein Grund warum das Binsfelder Offensivspiel nicht in die Gänge kam, war die Tatsache, dass sich Metzen und Christian Illigen zu wenig bewegten und nicht variabel genug die Positionen wechselten. Dennoch verkaufte sich der Aufsteiger gut. Die wohl dickste Chance versiebte Kaiser, als er einen Eckball vom eingewechselten Jörg Kröschel direkt abnahm. Dann aber doch noch die spielentscheidende Szene: Metzen wurde im Strafraum unsanft von den Beinen geholt, schrie lauthals und der Referee aus Speicher zeigte auf den ominösen Punkt. Illigen hatte keine Mühe zu vollenden (64.). Alle waren sich einig: Die Führung für die Kaiser-Elf war glücklich. Danach öffnete Lüxem noch mehr, doch es fehlte ein Vollstrecker. Spätestens am Strafraum war Endstation, zu viele Beine stellten sich den Versuchen der Kreisstädter in den Weg. Dann sah Ernst Liewer nach einem bösen Foul Rot. Die aufkommenden Tumulte wurden nur zögerlich gebremst. Als dann aber wieder Fußball gespielt wurde, mussten die Gäste aufpassen, denn die Konter über den quicklebendigen Kröschel waren gefährlich. Eine Minute vor Schluss versuchte es Apaydin mit Gewalt: Sein 20-Meter-Kracher knallte an die Lattenunterkante. Vom Glück verlassen war selbst Spielertrainer Guido Habscheid nicht mehr bereit, seinen Kommentar abzugeben und schlich wortlos vom Platz. Erleichtert war dagegen Theo Kaiser, der mit zwei Siegen in Folge weiter Boden gut machte und jetzt gelassener in die nächsten Spiele blicken darf. "Wir standen kompakt und spielten sehr diszipliniert unser taktisches Konzept durch. Wir wollten schnelle Konter fahren, weil wir wussten, dass Lüxem offensivstark ist. Der Sieg ist sicher glücklich, aber Glück gehört ja auch zum Fußball", freute sich der ehemalige Luxemburger.

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